Yahoo Holdings / Oath und Mozilla verklagen sich gegenseitig
Mozilla ist vorzeitig aus seinem Suchmaschinen-Vertrag mit Yahoo! ausgestiegen. Eine entsprechende Klausel hatte Mozilla dazu berechtigt. Der neue Yahoo!-Eigentümer Verizon / Oath sieht dies anders und verklagt Mozilla wegen Vertragsbruch. Mozilla kontert darauf mit einer Gegenklage und fordert Zahlungen von Oath im hohen Millionenbereich ein.
2014: Der Beginn einer Partnerschaft
Über viele Jahre war Google die Standard-Suchmaschine in Firefox. Im November 2014 hat Mozilla die Zusammenarbeit mit Google beendet, um zukünftig statt einer globalen Standard-Suchmaschine regionale Vereinbarungen treffen zu können. Dabei wurde Yahoo! zur Standard-Suchmaschine in den USA und zum wichtigsten Geldgeber von Mozilla.
Dies sah zunächst nach dem Beginn einer wunderbaren Partnerschaft aus. Yahoo! verpflichtete sich, für Firefox-Nutzer zukünftig den Do-not-Track-Header zu respektieren, um Firefox-Nutzer nicht zu tracken, Yahoo! bewarb Firefox auf seiner Webseite für Nutzer anderer Browser und auf dem Markt der Suchmaschinen hat Yahoo! dank Firefox Marktanteile gewonnen.
Auch finanziell war dies ein lohnenswertes Geschäft für Mozilla: im Jahr 2015 und damit im ersten Jahr nach Google konnte Mozilla seinen Umsatz, auch dank Yahoo!, um 90 Millionen Dollar steigern.
2016: Ungewöhnliche Vertragsklausel und Übernahme von Yahoo!
Im Juli 2016 wurde bekannt, dass der Vertrag zwischen Mozilla und Yahoo! eine ungewöhnliche Klausel beinhaltet: demnach dürfe Mozilla aus dem Vertrag mit Yahoo! vorzeitig aussteigen, wenn Yahoo! durch ein anderes Unternehmen übernommen wird und Mozilla der neue Eigentümer nicht zusagt. Der neue Eigentümer verpflichte sich gleichzeitig auch bei einem Ausstieg Mozillas, die Zahlungen bis zum vereinbarten Vertragsende zu leisten. Dabei handele sich um die stolze Summe von 375 Millionen Dollar pro Jahr.
Im gleichen Monat wurde die Übernahme von Yahoo! durch Verizon bekannt gegeben. Yahoo! wird seitdem unter der Verizon-Tochtergesellschaft Oath betrieben, zu der auch AOL gehört.
2017: Mozilla beendet Vertrag mit Yahoo! vorzeitig
Ein weiteres Jahr hat es gedauert, bis Mozilla dann schließlich tatsächlich den Vertrag vorzeitig gekündigt und Google wieder zur Standard-Suchmaschine in den Ländern gemacht hat, in denen Yahoo! zuvor die Standard-Suchmaschine war. Auch der neue Eigentümer Verizon äußerte sich umgehend überrascht über die vorzeitige Beendigung des Kontraktes zwei Jahre vor Ablauf.
Yahoo Holdings / Oath verklagt Mozilla
Am 1. Dezember 2017 hat Yahoo Holdings / Oath Klage gegen Mozilla eingereicht. Der Vorwurf: Vertragsbruch. Man sehe den vorzeitigen Ausstieg aus dem Vertrag als nicht gerechtfertigt.
Mozilla klagt zurück und fordert Millionen-Betrag ein
Nur wenige Tage später, am 5. Dezember 2017, hat Mozilla Gegenklage eingereicht, um die Durchsetzung seiner Rechte sicherzustellen. Konkret bedeutet dies, dass Mozilla die vorzeitige Terminierung des Vertrages für korrekt hält und auf die Zahlungen besteht, welche Mozilla laut Klausel zustehen sollen, obwohl Yahoo! nicht länger die Standard-Suchmaschine von Firefox in den USA ist.
Mozilla begründet seinen vorzeitigen Ausstieg damit, dass es dem Ansehen der Firefox-Marke schaden würde, weiterhin auf Yahoo! als Standard-Suchmaschine zu setzen, da man nicht den vertraglich zugesicherten Anspruch erfüllt hätte, eine qualitativ hochwertige Suche bereitzustellen. Mozilla sei mit Yahoo! ein hohes Risiko eingegangen und Yahoo! hätte bei Vertragsschluss zugesichert, finanzielle Mittel zu investieren, um die Suchmaschine zu verbessern, was nach Angaben von Mozilla aber nie passiert ist. Mozilla habe nach dem Verkauf von Yahoo! mehrere Monate lang versucht, Zusicherungen vom neuen Eigentümer zur Verbesserung der Suche zu erhalten, diese aber nicht bekommen. Mozilla wirft Yahoo! außerdem vor, dass wenn die Vereinbarung nicht gebrochen worden wäre, Firefox weniger Nutzer verloren hätte, weswegen sie nun in Verhandlungen für neue Partner weniger Geld verlangen können. Auch sei eine zum 1. Dezember 2017 fällige Zahlung, also nach der Kündigung des Vertrags, seitens Yahoo! nicht geleistet worden.
Da muß ich ja fast meine Mütze ziehen vor den Mozillas – die scheinen da einen vertrag geschlossen zu haben, der für sie seeehr "günstich" ist.
Weiter von Yahoo! kassieren, ohne deren Suchleiste nutzen zu müssen – nicht übel, grins. Bei mir würde das ja eh ins Leere gehen, weil ich weiß, wie leicht man Suchmaschinen wechseln kann.
Und ich nutze am liebsten Google, auch wenn das ´ne Datenkrake ist -die Mozillas haben ja auch keine Angst davor.
So miserabel finde ich Yahoo als Suchmaschine gar nicht mal, sogar zur Abwechselung gut finde ich es, wenn Yahoo statt Google als Standard zum Einsatz kommt. Selbst wenn Mozilla in der Gegenklage übertreibt: Ein lukratives Geschäft wäre ein positiver Prozess-Ausgang Mozillas schon und meiner Ansicht nach sollte Yahoo den Batzen Geld bezahlen.
Es ist hier ja nicht mal davon die Rede, dass Yahoos Image schlecht ist wegen rausgekommener Hacker-/Cracker-Angriffe, was Mozillas Ruf ebenfalls schaden könnte. Dies wäre für mich das weitaus wichtigste Argument gewesen, neben der nicht verbesserten Suchmaschinenqualität.
Attraktiv wäre noch eine default-Bing-Suche in Firefox, aber mit Google macht Mozilla sicherlich hinsichtlich Qualitätsanspruch nichts falsch. Und ja, ich weiß, dass bei Bing und Yahoo dieselbe Engine werkelt.
@LeoBecker: die Suchergennisse von Google sidn a.j.F. auf einem ganz guten Niveau – das ist wohl unbestritten. Und wenn man, so wie ich, Yahoo! und/oder Bing eben einfach aus dem Bauch heraus nicht mag, dann kann ich diesem Gefühl nachgeben, ohne das ich für mich iwelche Nachteile sehe.
Für mich spielen auch subjektive Gründe eine Rolle, außer ich hätte objektiv dicke Vorteile zu erwarten, wenn ich gegen mein Bauchgefühl angehe. Deshalb würde ich auch erst neben FF und Chrome den Edge nutzen, wenn er in allen Belangen mind. 25% schneller/besser als der nächstbeste wäre – das dauert aber wohl noch ein Weilchen.
Vielleicht dann, wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen, grins?
Edge finde ich im Prinzip ja gar nicht schlecht, aber die Add-ons sind miserabel wenig. Selbst Firefox nach dem WebExtensions-Umbruch (reduziertes Sortiment an Erweiterungen) ist meilenweit voraus – Chrome und Opera/Vivaldi sowieso.
Wobei die Firefox-Add-ons mit den Chromium-Browsern mit relativ geringem Aufwand laufen sollen. In der morgen am 9.12.2017 erscheinenden c't gibts eine recht umfassende Artikelserie zu Firefox 57 Quantum und den Hintergründen sowie zum Entwickeln von Add-ons für alle Browser inklusive Safari; dürfte lesenswert sein, weil es in der Detailtiefe über Cobi & Chip hinausgeht; für Soeren Hentzschel aber alles samt sicherlich nichts Neues, was da so steht.
Zum "Chrome sowieso" möchte ich sagen, dass Firefox sogar Schnittstellen unterstützt, die Chrome überhaupt nicht hat. 😉 Die Container-API ist zum Beispiel ziemlich klasse, weil sie interessante Erweiterungen ermöglicht. Dieses Konzept hat Chrome so halt nicht. Aber eine Sidebar-API wäre in Chrome sehr gut vorstellbar und da verstehe ich nicht, wieso Google das nicht implementiert. Firefox hat eine solche API und auch Opera hat diese API, obwohl Opera auf Chromium basiert (de facto hat sich Mozilla an der Opera-API orientiert, um kompatibel zu sein).
Ein Lob für diesen Yahoo-vs-Mozilla-Newsbeitrag: Viel verständlicher geschrieben als bei Heise ( https://www.heise.de/newsticker/meldung/Mozilla-und-Yahoo-Rechtsstreit-nach-Beendigung-der-Zusammenarbeit-3910745.html ) und zudem früher erschienen (hab die ct-News erst später finden können). Darum ist soeren-hentzschel.at meine Website Nr. 1 für authentische Mozillaprodukte-/Firefoxnews.
Mein Verstand sagt mir, Mozilla müsste gewinnen. Gibts irgendwelche Argumente dafür, dass doch Yahoo gewinnen könnte? Oder ist die Lage für eine Beurteilung hierfür zu undurchsichtig?
nicht direkt zum Thema- aber eine Frage zur Suchleiste:
Kann man eigentlich irgendwie trennen, welche Suchmaschine bei der Eingabe in die Adressleiste und in die Suchleiste genutzt wird? Im Normalfall (jedenfalls bei mir) wird ja in beiden Leisten die selbe genutzt – also irgendwie ja eine "Verschwendung" .
Ich nutze meist metager und startpage – daher wäre eine Trennung des ganzen auf jeden Fall eine Funktionserweiterung, da ich nicht immer startpage (metager ist als Standard eingestellt) über das Auswahlmenü wählen müsste sondern direkt dort suchen könnte – und metager halt nur über die Adressleiste.
Startpage ist btw eine gute Sache für alle, die google nutzen wollen aber doch nicht alles bei google hinterlegen wollen.
@LeoBecker:
Danke! 🙂
Der Teufel steckt häufig im Detail. Und wenn du dir die öffentlich gemachten Klageschriften ansiehst, wirst du feststellen, dass einiges geschwärzt ist. Nun könnte es natürlich sein, dass der Ausgang maßgeblich durch Dinge beeinflusst wird, die der Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Das macht es für Außenstehende sehr schwierig, die Wahrheit zu beurteilen.
Und sollte die Vereinbarung zwischen Mozilla und Yahoo! schwammig gewesen sein, ist der Ausgang nicht unbedingt eindeutig. Was ich damit meine: ganz offensichtlich gab es eine Klausel für Mozilla, ansonsten wäre ein Ausstieg ja nicht möglich gewesen. Aber ich kenne nicht den genauen Wortlaut und die Frage ist eben, ob Mozillas Begründung durch die Formulierung wirklich ganz eindeutig abgedeckt wird oder wie flexibel Mozilla hier die Vereinbarung ausgelegt hat. Dafür müsste man alle Fakten kennen.
@tedus:
Ich sehe das nicht als Verschwendung, sondern als einzige konsistente Möglichkeit. Vor allem gibt es ja noch mehr Suchen: wenigstens noch auf dem neuen Tab sowie für die Suche per Kontextmenü, also mindestens mal vier Stellen. Dafür vier verschiedene Suchmaschinen einstellen zu können, halte ich nicht für sinnvoll. Das einheitlich handzuhaben halte ich für konsistent. Und Konsistenz ist für mich persönlich sehr wichtig in einem Produkt.
Ich habe jede Suchmaschine mit Schlüsselwörtern über die Such-Einstellungen von Firefox belegt, z.B. "g Suchbegriff" für Google oder "mdn Suchbegriff" für die MDN web docs.