Trails: Navigationskonzept für Browser-Tabs von Mozilla
Tabs sind aus heutigen Browsern nicht mehr wegzudenken. Am wesentlichen Konzept von Tabs, deren Chronik und der Navigation zwischen bereits besuchten Seiten hat sich in all den Jahren nichts geändert. Im Rahmen von Mozillas browser.html-Projekt wird derzeit der Prototyp eines Trails genannten Navigationskonzepts ausgearbeitet.
browser.html ist ein Forschungsprojekt von Mozilla, welches in Zusammenhang mit Mozillas kommender Servo-Engine steht. Das Ziel von browser.html ist es, eine Browseroberfläche nur auf Basis von Webtechnologie zu erstellen. Nightly-Versionen von Servo werden gebündelt mit browser.html ausgeliefert.
Das Team hinter browser.html arbeitet derzeit an einem Prototyp, um das bisher bekannte Tabbed Browsing um ein Navigationskonzept zu erweitern, welches das Projekt Trails nennt. Das Ziel hinter den Trails ist es, die Aktivität des Nutzers besser abzubilden als es bisher üblich ist. Das Ganze wird am Beispiel einer Pizza-Bestellung demonstriert.
Das bisherige Modell
Die Suche nach der perfekten Pizza sieht im traditionellen Navigationsmodell so aus, dass der fiktive Beispiel-Anwender – in diesem Artikel „A“ genannt – die Suchmaschine seiner Wahl benutzt und dort eine Ergebnisliste präsentiert bekommt.
A klickt ein Resultat der Plattform Yelp an, welches eine Liste von Restaurant beinhaltet. Von dort navigiert A zum Eintrag eines vielversprechenden Pizza-Restaurants.
Externe Links auf Yelp öffnen in neuen Tabs, so dass auch hier der Klick auf die Webseite des Restaurants im Öffnen eines neuen Tabs resultiert.
Und genau hier kommt die Schwierigkeit des traditionellen Modells zum Vorschein: der neue Tab besitzt keinerlei Chronik oder Verbindung zum vorherigen Tab. Der Weg, wie A zu dieser Seite gekommen ist, ist verloren.
Um nach weiteren Optionen zu suchen, kann A nun den vorherigen Tab wieder aktivieren und von dort zurück zur Ergebnisliste von Yelp navigieren.
Wählt A nun ein neues Restaurant ist, wird ein Teil der vorherigen Tab-Navigation überschrieben.
Ein Klick auf einen externen Link im neuen Suchresultat öffnet wieder einen neuen Tab und wieder ist die Verbindung zum vorherigen Tab verloren.
Anschließend aktiviert A wieder den ersten Tab und geht in der Chronik dieses Tabs so weit zurück, dass die Resultate der Suchmaschine wieder erscheinen. Von dort öffnet A direkt die Webseite eines anderen Restaurants. Das Ergebnis: wieder werden Teile der vorherigen Navigation, in dem Fall die Yelp-Ergebnisse, überschrieben.
In diesem Beispiel-Szenario ist mehr als ein Drittel der Navigation verloren. Zwar bieten Browser eine Chronik an, welche alle besuchten Seiten darstellen, dabei geht der Weg, den der Benutzer wählt, aber vollkommen verloren.
Trails
Mit den Trails versucht das browser.html-Projekt, die Navigation des Nutzers zu bewahren.
Nach Ansicht des Projekts ist allerdings weniger entscheidend, wo jeder dieser Pfade auseinander ging, als viel mehr der komplette Pfad einer jeden Navigation. Dieses Modell sieht wie folgt aus:
Der Vorteil dabei ist, dass jede dieser Zeilen die Navigation von Beginn mit der Anfrage bis zum Ergebnis und so jeweils eine eigenständige und von anderen Ergebnissen unabhängige Geschichte darstellt.
Nachdem diese Erklärung bisher mehr theoretischer Natur ist, ist im Folgenden zu sehen, wie das Ganze in der Praxis dargestellt werden kann.
Fazit
Mit den Trails werden nicht die Tabs als solche ersetzt, sondern die Geschichte, die jeder Tab erzählt. Für die grundsätzliche Benutzung des Browsers ändert sich dadurch erst einmal nichts. Sobald der Nutzer aber zurücknavigiert und von dort zum Beispiel ein anderes Ergebnis eines Suchmaschinen-Resultats anklicken möchte, spielen Trails ihre große Stärke aus. Wo bisher die Chronik eines einzelnen Tabs Seiten „vergessen“ hat, bleibt mit Trails die vollständige Navigation erhalten.
Sind die Trails erst einmal umgesetzt, kann das Konzept von hier aus sogar noch weiter gedacht werden. Das browser.html-Projekt hat dazu diverse Ideen, wie beispielsweise nicht nur URLs mit anderen zu teilen, sondern ganze Trails, das Beibehalten von Trails für die Offline-Nutzung, die Markierung von Trails mit Gedanken während der Recherche zu einem Thema oder das optionale Öffnen von Seiten in einem neuen Trail.
Yeah! Das ist eine super Entwicklung. Wie oft ich mich schon aufgeregt habe, dass irgendwelche besuchten Seiten im History-Nirvana verschwunden sind …
Bleibt zu hoffen, dass sie ein graphisch ansprechende Darstellung des Ganzen finden. Im Video sieh't erst mal recht verwirrend aus :-/
Hat etwas gedauert, bis ich das "Problem" verstanden habe.
Kann mir tatsächlich noch nicht gut vorstellen wie das praktisch gelöst sein könnte (abgesehen von der mehrspaltigen Tabansicht).
Löse das Problem bisher immer mit mehreren neuen Tabs, die ich jeweils pro Link von der Suchseite löse, sodass die Suchseite erhalten bleibt. Kenne aber viele, die nicht so vorgehen und somit die Chronik "verloren geht".
Hallo,
Das finde ich äußerst Sinnvoll. Ich habe mich schon das ein oder andere mal ein klein wenig darüber geärgert das die Historie nicht geteilt wurde.
@Philipp: Sehe ich genauso, hoffentlich wird das ganze auch gut bedienbar sein. Hab sowas schon lange vermisst!
Die Idee finde ich gut. 😀
Aber genau wie Simon, öffne ich für jedes gefundene fressen in der Suche je einen eigenen Tab.
Interessant ist hier allerdings die Ansicht, welche im Video dargestellt wird. Aber ich hoffe, dass diese in der Finalenversion nicht so pseudo 3D-mäßig ausgeliefert wird. Ich mag einfach diese Darstellung nicht .. 🙂
Sehr gute Idee! Vor allem bei weniger erfahrenen Nutzern passiert es häufig, dass sie gar nicht mitkriegen, dass ein neuer Tab aufging, und nicht verstehen, warum sie auf einmal nicht zurückspringen können. Hätte jeder Tab die komplette Vorgeschichte gespeichert, wäre dieses Problem gelöst.
Wann und wie soll Browser.html eigentlich Mal in Firefox einfließen? Oder ist das erstmal nur ein reines Forschungsprojekt?
browser.html ist ein Forschungsprojekt und der Browser der Nightly-Versionen von Servo. Firefox müsste ja erst einmal komplett von XUL abkehren, das ist aber eher eine Sache von Jahren als von Monaten.
Beim Lesen dieses Arktikel ist mir Tree Style Tab (https://addons.mozilla.org/en-US/firefox/addon/tree-style-tab/) zwangläufig in den Sinn gekommen, das den Kontext der Tabs über die Baumstruktur auch schon wahrt und vor allem visuell darstellt.
(Ich öffne meistens auch alles direkt im neuen Tab und benutze so gut wie gar nicht den Zurück-Button.)
Ich musste auch zuerst an ein Addon für die Baumstruktur denken. Neben der Herkunft hat man automatisch eine Gruppierung.
Wenn man Seiten direkt ansteuert hat man übrigens das Problem nicht. Aber viele scheinen einfach alles in Google einzugeben.
Das klingt, als wärst du jemand, der nie mehr als nur eine festgelegte Auswahl von Webseiten aufruft. Das dürfte kaum auf die Masse der Anwender zutreffen. Die meisten dürften durchaus ab und an mal Dinge suchen und können dann unmöglich die Seiten schon können. Oder selbst wenn, wie sollte ich zum Beispiel bei Stack Overflow zum passenden Ergebnis gelangen, ohne eine Suchanfrage zu starten? Das ist gar nicht möglich.
Beim Beispiel Stack Overflow geht man nach einer Suche vor und zurück. Nur sehr selten klickt man auf einen weiterführenden Link – was an der geforderten Qualität der Antworten liegt.
Worauf ich eigentlich hinaus wollte ist, dass Webseiten eine Navigation bieten (sollten) mit der man vor und zurück navigieren kann.
Die Trails lohnen sich nur, wenn der Anwender nicht mit Tabs umgehen kann. Und ob dieser ein Trails versteht…
Vielleicht ist das deine Erfahrung, aber meine Erfahrung sieht da ganz anders aus. Gerade die Nennung weiterführender Quellen ist etwas, was einen sehr hohen qualitativen Mehrwert darstellen kann. Zumal ich ja auch nicht unbedingt direkt auf Stack Overflow suche, sondern bevorzugt über eine Suchmaschine, da sich die Antwort auf meine Frage nicht zwingend auf Stack Overflow befinden muss. Mit einer ausschließlichen Suche auf Stack Overflow würde ich mich da unnötig einschränken.
Das hat doch überhaupt nichts mit einer Webseite zu tun. Die Navigation im Web ist selbstverständlich webseitenübergreifend. Sicher mag es Fälle geben, wo man wirklich nur eine Webseite liest, den Tab schließt und es dann gut ist. Das trifft aber nicht einmal im Ansatz auf 100 Prozent der Fälle zu.
Und das ist jetzt wirklich mal Blödsinn. Du unterstellst mir damit, dass ich mit Tabs nicht umgehen könnte. Dabei ist das Gegenteil zutreffend: ich kann sogar sehr gut mit Browsers und deren Funktionen umgehen. Wäre ja auch blöd, wenn nicht. Ich bin hauptberuflich Webentwickler. Das heißt, ich verbringe jeden Tag mehr als acht Stunden im Browser.
Ich bin Power-Nutzer und würde als solcher vom Konzept der Trails profitieren. So einfach ist das. Das bedeutet nicht im Geringsten, das ich zu blöd für Tabs bin, sondern dass ich die Vorteile von Trails zu schätzen weiß. Deine Schlussfolgerung ist ziemlich gewagt. Es hat nichts mit Blödheit zu tun, wenn man etwas bewusst nutzt – oder nutzen würde, sobald es verfügbar wäre.
Solangs kein Datenschutz Problem ist und dann jede Webseite die Trails auslesen kann…
Das eh nicht. Webseiten hatten noch nie Zugriff auf die Browser-Chronik und das ändert sich durch Trails auch nicht. 😉
Ich werde mir mal die Werbung zu Herzen nehmen:https://picload.org/image/rolwcoia/unbenannt2.png 😉
Klar, es schadet sicher nicht, mehrere Browser installiert zu haben. Ich habe selbst auch einige Browser installiert. 😉