Thunderbird bald Standard-E-Mail-Client in Ubuntu?
Derzeit wird Ubuntu noch mit Evolution als standardmäßigen Client für den E-Mail-Verkehr ausgeliefert, doch das könnte sich in Zukunft ändern. Bereits auf dem letzten Ubuntu Developer Summit wurde eine Ablösung durch Thunderbird in Ubuntu 11.04 „Natty Narwhal“ diskutiert, letztlich hat man sich erst einmal dafür entschieden, noch bei Evolution zu bleiben. Festgehalten wurden damals folgende Pros und Cons:
Für Evolution spricht die gute Integration in den Desktop durch das Messaging-Menü und auch das Application-Menü, ebenso ist der Client gut in die existierende Übersetzungs-Infrastruktur eingegliedert. Eine Kalender-Funktion ist direkt im Programm integriert, Kontakte können außerdem mit Ubuntu One (U1) oder GMail synchronisiert werden. Für Unternehmen interessant ist außerdem ein Exchange-Support. Allerdings wird derzeit auch nur das veraltete Exchange 2003 unterstützt, nicht aber 2007 oder 2010. Kritisiert wurde vor allem die Benutzeroberfläche, welches überholt wirkt und vor allem auf Netbooks und anderen kleineren Ausgabemedien nur schlecht nutzbar ist. Außerdem hat Evolution nicht gerade den Ruf, besonders schnell zu sein. Auch ist der Ubuntu Desktop Manager Jason Warner nicht davon überzeugt, dass die Vorteile für die Zielgruppe von Ubuntu wirklich so entscheidend sind.
Thunderbird dagegen überzeugt mit einer besseren Reaktionsfähigkeit und User, welche von anderen Systemen kommen, fühlen sich mit Thunderbird gleich gut aufgehoben, weil es ihnen bekannt ist. Außerdem lässt sich Thunderbird sehr gut erweitern und es gibt auch bereits zahlreiche Addons dafür. Auch ist das Einrichten neuer Mail-Accounts in Thunderbird wesentlich intuitiver. Und: Warner mag die Tabs. 😉 Gegen Thunderbird sprechen vor allem die Dinge, die bei Evolution als Pros angeführt wird: Die fehlende Integration der Übersetzungen in Launchpad, die fehlende Integration in den Desktop, fehlende Synchronisation mit GMail und U1, kein Support für Exchange und kein integrierter Kalender. Wobei sowohl den Kalender als auch Unterstützung für GMail-Kontakte per Addon nachgerüstet werden können.
Das war im Groben die Zusammenfassung der letzten Diskussion. Seit dem haben sich aber ein paar Dinge getan: Jason Warner selbst hat eine Erweiterung geschrieben, welche Thunderbird das Application-Menü unterstützen lässt. Auf Seiten von Mozilla arbeitet man derzeit intensiv an einer Integration mit dem Messaging Menü und dem Unity-Launcher, wo man sehr gute Fortschritte erzielt. Auch wurde begonnen, an einer Kontakte-Synchronisation mit Ubuntu One zu arbeiten.
Was würde man also vermissen, wenn man Evolution durch Thunderbird ersetzt: Die Kalender-Integration in den Mail-Client, welche wohl nett ist, aber wohl nicht so wichtig für den Großteil der Ubuntu-User ist, dass eine Nachrüstung per Erweiterung nicht reichen würde. Eine Kontakte-Synchronisation mit GMail, was man bereits per Erweiterung bewerkstelligen kann, aber auch für relativ wichtig gehalten wird, weswegen Warner hier auch schon Hilfe angeboten hat. Auch gehört der Exchange-Support nicht zu den Dingen, die für die große Masse relevant sind und auch über die Launchpad-Integration macht sich Warner bereits Gedanken.
Alles in allem ist das also ein Thema, über welches man durchaus erneut diskutieren kann für die Zukunft. Und machen wird. Auf dem nächsten Ubuntu Developer Summit in Budapest (09. bis 13. Mai 2011) wird dies wohl wieder ein Thema sein.
Netter Artikel! Ich verfolge das Ganze schon seit längerem, unter anderem im Blueprinnt in Launchpad. Auch weil ich Thunderbird schon ein paar Jahre nutze und allgemein auch ein Freund der Mozilla-Produkte bin, würde ich Thunderbird als Standard sehr begrüßen.
Man wird sehen, was sich auf der UDS so ergibt!