Mozilla kauft Read It Later, Pocket wird Open Source
Mozilla hat die Übernahme von Read It Later, Inc. bekannt gegeben. Es handelt sich dabei um den Entwickler des populären Dienstes Pocket, der im Zuge dessen zum Open Source-Projekt wird.
Firefox-Nutzern ist Pocket vermutlich spätestens seit Firefox 38.0.5 ein Begriff, denn mit Firefox 38.0.5 hat Mozilla eine Pocket-Integration in Firefox hinzugefügt. Bei Pocket handelt es sich um eine Online-Ablage für Webseiten, um diese später lesen zu können. Dabei stehen die abgelegten Webseiten von jedem Gerät aus zur Verfügung und können auch offline gelesen werden. Außerdem hilft Pocket dabei, neue Inhalte zu entdecken. Pocket hat derzeit über zehn Millionen monatlich aktive Nutzer.
Mozilla hat nun den Kauf der Entwicklerfirma Read It Later, Inc. bekannt gegeben. Mit der Übernahme von Pocket möchte Mozilla nach eigenen Angaben seine mobile Präsenz stärken. Außerdem sieht Mozilla in Pocket einen Dienst, welcher dazu beiträgt, das Internet offen und zugänglich für alle zu halten, was den Zielen und Idealen Mozillas entspricht.
Pocket soll Mozillas Portfolio als neue Produktlinie ergänzen, mit einem Fokus auf der Entdeckung von und dem Zugang zu hochqualitativem Web-Content. Pockets Core-Team sowie Technologie wird auch Mozillas Context Graph-Initiative zu Gute kommen, welche im Juli 2016 erstmals auf diesem Blog vorgestellt worden war und Empfehlungen für Firefox-Nutzer bringen soll. Ein Feature, welches Pocket seinen Nutzern bereits anbietet.
Pocket wird durch die Übernahme weiterhin eigenständig fungieren, aber als ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Mozilla Corporation. Das Team wird komplett übernommen. Pocket, bisher geschlossene Software, wird im Zuge der Übernahme von Mozilla Open Source. Der Fortschritt daran lässt sich in diesem Bugzilla-Ticket verfolgen.
Mozillas Ankündigung lässt indes Raum für Spekulation, denn dort spricht Mozilla wörtlich von „Wachstum“ und von einer „ersten strategischen Akquisition“, was nicht ausschließt, dass weitere Übernahmen folgen könnten.
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Das nenne ich mal wirklich nen Paukenschlag, aber gleichzeitig freuts mich als intensiven Pocket-Nutzer auch total. Aber gerade bei Mozilla, die ich eigentlich nicht durch Übernahmen, sondern viel eher durch Kooperationen kenne, hätte ich sonen Schritt nicht erwartet…
Ich gebe zu, ich hatte auch nicht damit gerechnet. 😉
Wo es doch bereits eine gute FLOSS Lösung gibt: https://wallabag.org/
Das klingt doch gut. Gerade auch, das man es öffnen will.
Nutze Pocket ausgiebig, war aber nicht so begeistert mich hier auf einen proprietären, fremgehosteten Server zu verlassen. Darum habe ich zuletzt etwas mit Wallabag experimentiert. Wenn ich ggf. mit eigenem Server bei Pocket bleiben könnte, wäre das natürlich genial.
@Marc Uwe:
Und wo bietet Wallabag Content-Empfehlungen an? Davon kann ich auf der Webseite nichts entdecken. Und das ist immerhin ein ganz wesentlicher Punkt der Übernahme durch Mozilla. Siehe Context Graph (auch im Artikel verlinkt). Auch Nutzer dürften die nicht einmal ansatzweise so viele haben – beziehungsweise eigentlich überhaupt keine, die Mozilla erreicht, wenn das eine Self-Hosting-Lösung ist. Das ist ja auch ein Vorteil von Pocket, dass Mozilla damit über zehn Millionen aktive Nutzer erreicht.
wallabag hat mit https://www.wallabag.it auch eine kostenpflichtige, vom Erfinder gehostete Version, also auch eine handvoll Nutzer. wallabag bietet keine Content-Empfehlungen an.
Es muss jeder für sich entscheiden, ob er seine Lesegewohnheiten einem Unternehmen mitteilt oder nicht.
Das Pocket nun Open-Source wird, wird das "Geschäft" der freien Alternativen beleben.
Danke, hatte ich übersehen. Also doppelt so teuer wie Pocket (und das bereits im Sonderangebot von Wallabag!) und das ohne Empfehlungs-Feature, hm… 😉
Ja, das gibt es überhaupt erst seit kurzem. Es ist auch nicht der Kernpunkt von wallabag günstig zu sein. Das tolle an wallabag ist, dass man es selbst hosten kann und selber Herr der Daten ist. Das geht mit Pocket (noch) nicht. Daher hatte ich Pocket den Rücken gekehrt und bin zu wallabag gewechselt. Ich verzichte auch gern auf Empfehlungen, da ich selber zu viel ungelesene Artikel habe.
Der kostenpflichtige wallabag Dienst ist wohl nur für Nutzer, die den Aufwand des Selberhostens selber nicht betreiben wollen und ein Open-Source Projekt unterstützen möchten. Da ist es doch auch vollkommen in Ordnung, wenn es günstigere Alternativen gibt. Da kann sich jeder aussuchen, was er braucht.
Ich weiß nicht, ob das klar rübergekommen war: Ich hatte mich so ausdrücklich auf die Empfehlungen bezogen, weil es da zwei Ebenen gibt. Die eine ist natürlich, was man persönlich nutzt oder auch nicht. Für viele ist das sicher nett, und viele andere können darauf vermutlich sehr gut verzichten. Das kommt auf die persönlichen Vorlieben an, da gibt es kein richtig und falsch.
Mir ging es um die andere Ebene: Marc Uwe hatte in dem Zusammenhang, dass Mozilla Pocket übernommen hat, eingeworfen, dass es mit Wallabag doch eine gute FLOSS-Alternative geben würde. Und hier war mein Punkt, dass Wallabag aus Sicht von Mozilla vollkommen uninteressant ist, denn für Mozilla sind die Empfehlungen ein ganz wesentlicher Bestandteil und mit Grund für die Übernahme von Pocket, denn Mozilla ist ganz ausdrücklich an den Empfehlungen interessiert. Mit Context Graph arbeitet Mozilla selbst seit letztem Jahr an einem Projekt, welches zum Ziel hat, Content-Empfehlungen zu generieren.
Hey Sören! 🙂
Ich hätte da mal eine ganz allgemein bezogene Frage, die allerdings trotzdem auch die Pocket Übernahme betrifft und hoffe mal, dass das nun trotzdem nicht unpassend zum Beitrag ist.
Allerdings befasst Mozilla sich neuerdings ja tatsächlich viel damit, den Benutzern einen ähnlichen Kompfort zu bieten wie die Konkurenz. Wie du selbst schon sagtest, befasst Mozilla sich auch sehr intensiv mit Dingen wie den Context Graph, dem Acitivity Stream, oder sogar mit Dingen wie einer universellen Suchleiste, die Empfehlungen auf Basis des Nutzerverlaufes macht.
Mozilla achtete immer stets darauf, dass trotz Komfortfunktionen die Privatsphäre der Nutzer so stark wie möglich geschützt wurde und dass ausschließlich Informationen gesammelt wurden, die für die Nutzung der Dienste erforderlich ist.
Aktuell sammelt Firefox tatsächlich nur das nötigste, aber wie wird das in Zukunft aussehen? Weißt du da mehr? Eventuell wäre darüber mal ein Beitrag ganz interessant. Denn, ich kann mich natürlich aus Unwissenheit täuschen, im Moment wirkt es so, als wenn auch Mozilla langsam versucht, so viele Daten wie möglich zu sammeln.
Also, schwierig zu erklären. Als Beispiel könnte man die "New Tab" Seite von Firefox nehmen – die Vorschläge sind optional als Einnahmequelle für Mozilla da, aber Mozilla schafft es auch trotzdem die Funktion anzubieten, ohne dass das Nutzerverhalten ausgewertet und monetarisiert wird, so wie die Konkurenz es tut.
Werden auch die neuen Funktionen, die Mozilla für Firefox zurzeit plant, dieses Ziel verfolgen? Wenn ich mich richtig erinnere wertet Firefox viele Daten lokal aus, anstatt sie auf dem Server zu speichern, zum Beispiel bei dem Activity Stream.
Auch frage ich mich, ob Mozilla diese "Initiative" bei Pocket weiterführen und einbringen wird. Denn scheinbar werden alle Inhalte lesbar auf den Servern von Pocket gespeichert:
Bei so einer Funktion würde ich mir persönlich wünschen, dass Firefox die "Infrastruktur" von Pocket in die Mozilla Accounts integriert, zum Beispiel dem Sync Service von Mozilla selbst, sodass auch da die Ziele von Mozillas Privatsphäre fortgesetzt wird, ohne eine Auswertung der in Pocket gespeicherten Informationen. Laut Mozilla sind die Sync Daten ja vollständig synchronisiert, bevor sie hochgeladen werden.
Nicht falsch verstehen, ich bin keiner der liebevoll genannten "Aluhutträger" und auch kein "Hilfe, das Unternehmen sammelt meine Ortsdaten, wenn ich den Maps-Dienst von denen benutze"-Mensch.
Aber das würde mich trotz allem mal interessieren. Denn die angekündigten, möglicherweise bald in Firefox integierten Funktionen, scheinen wirklich viel mit der Auswertung der Nutzerdaten zutun zu haben.
Entschuldige für diese riesige Textwand – eventuell sieht es auch nur so viel aus, weil die Schriftgröße ziemlich groß ist.
Liebe Grüße!
Den Eindruck kann ich nicht bestätigen, dass Mozilla versuchen würde, so viele Daten wie möglich zu sammeln. Woran genau machst du das denn fest? Mozilla hat relativ strikte Datenschutz-Regeln und sammelt auf keinen Fall Daten, nur um viele Daten zu sammeln. Alles, was Mozilla an Daten aggregiert, muss einen sinnvollen Zweck erfüllen, ansonsten würde die Entwickler das nicht durch die Endabnahme bekommen. Bei Mozilla gibt es eine Instanz, die ein sehr genaues Auge auf datenschutzrechtliche Aspekte hat.
Wo Mozilla etwas mehr als gewöhnlich sammelt, ist im Rahmen von Test Pilot, denn das erfüllt ja genau den Zweck, dass Mozilla von seinen Nutzern möglichst genaue Daten über die Nutzung erhält, Test Pilot ist ja schließlich, wie der Name schon andeutet, ein Test-Programm. Aber das steht bei jedem Experiment auch immer dabei, was Mozilla jeweils an Daten sammelt.
Mozilla hatte eine Zeit lang mit dieser Seite als Einnahmequelle experimentiert, das ist nun aber auch schon wieder eine Weile vorbei. De facto hat Mozilla die Abteilung geschlossen, welche dafür verantwortlich war, Einnahmen über diese Seite zu generieren. Mit anderen Worten: Mozilla nutzt diese Seite nicht mehr als Einnahmequelle. Wie es schon vor dem Experiment der Fall war, basieren die Seiten auf der "New Tab"-Seite ausschließlich auf der Chronik des Nutzers (oder Seiten, die der Nutzer von Hand dort ablegt).
Die Privatsphäre der Nutzer so gut wie möglich zu respektieren, wird immer eine Priorität von Mozilla sein. Davon kann man ausgehen. Ob das auch in Zukunft immer eingehalten wird, lässt sich natürlich immer erst dann prüfen, wenn entsprechende Neuerungen eingeführt werden.
Die Inhalte müssen ja auch auf den Servern von Pocket gespeichert werden, denn wer Pocket nutzt, möchte genau das ja. Wer Pocket nutzt, möchte von überall aus auf seine Artikel zugreifen können, und das auch offline. Ohne Speicherung der Inhalte könnte das nicht funktionieren, die Inhalte müssen ja von irgendwo her kommen.
Darüber hinaus die üblichen Daten zur Optimierung. Informationen wie die Sprache oder den Gerätetyp zu speichern, find ich normal und okay. Das würde ich als Dienstleister auch speichern wollen.
Wenn Mozilla Bedenken bezüglich der Privatsphäre hat, hat Mozilla das als Eigentümer in der Hand. Dazu müssen sie an der Infrastruktur nichts verändern. 😉