L20n: Mozilla hebt Lokalisierung auf die nächste Stufe
L20n ist der Codename für Mozillas Lokalisierungs-Framework, welches das Potential hat, die Übersetzung von Software in Zukunft zu perfektionieren.
Lokalisierung umfasst alles Notwendige, um ein Produkt in eine andere Sprache zu bringen, darunter fallen vor allem Übersetzungen, aber auch das Anpassen von Datums- und Zeitformaten, Währungen oder Maßeinheiten. Üblicherweise wird dies mit dem Numeronym L10n abgekürzt (engl. localization, 10 Buchstaben zwischen l und n). L20n kann sinnbildlich als Localization 2.0 verstanden werden. Auf der Webseite l20n.org präsentiert Mozilla L20n und gibt eine Einführung in die Möglichkeiten. Aktuell trägt L20n die Versionsnummer 1.0 Beta 3.
Mit L20n hegt Mozilla keinen geringeren Anspruch, als Software-Lokalisierung neu zu erfinden. Dem Lokalisierer werden mit L20n umfassende Möglichkeiten an die Hand gegeben, um die Komplexität verschiedener Sprachen in Software optimal umzusetzen. L20n ist eine sprach-spezifische Open Source Scripting-Sprache, welche es erlaubt, Eigenschaften natürlicher Sprachen wie Geschlechter, Pluralformen und Konjugationen umzusetzen, ebenso wie Übersetzungen je nach zur Verfügung stehendem Platz. So ist es beispielsweise denkbar, ein Element bei ausreichend vorhandenem Platz vollständig zu übersetzen und auf einem kleinen Ausgabegerät wie einem Smartphone entsprechend zu kürzen, so dass ungünstige Kürzungen von Übersetzungen vermieden werden können. Dadurch, dass diese Entscheidungen von der Programm-Logik abgekapselt sind, können in den verschiedenen Sprachversionen unterschiedliche Bedingungen festgelegt werden. Dies ist ein sehr großer Vorteil, da sich die Länge von Wörtern in den verschiedenen Sprachen teilweise sehr stark voneinander unterscheidet. Zum anderen erlaubt einem dies größtmögliche Flexibilität, da sich Sonderbehandlungen für eine Sprache umsetzen lassen ohne Einfluss auf andere Sprachen zu haben.
Im April haben Staś Małolepszy und Zbigniew Braniecki auf der Front-Trends 2013 in Warschau einen Vortrag (engl.) über L20n gehalten, welcher online auf vimeo angesehen werden kann.
http://vimeo.com/67567646
Weitere Informationen gibt es im Blog von Staś Małolepszy.
Mal was nebenher, du kennst da doch polnische Mozillisten – wie lassen die denn ihre eigenen Comps meist laufen? Auf Polnisch, Englisch oder beides?
Ich lese den Blog von Staś Małolepszy, mehr habe ich mit polnischen Mozillians nicht zu tun, daher absolut keine Ahnung. 😉
Ich finde es äusserst interessant, das beim Mozilla Banner im Video nicht nur der Thunderbird auf geführt wird, sondern auch noch vor dem Firefox. könnte das bedeuten, der TB hat doch noch etwas mehr Zukunft als man bisher annehmen konnte?
Ich würde mir da keine zu großen Hoffnungen machen. Thunderbird ist nunmal jetzt ein Community-Projekt mit nur einem Feature-Release pro Jahr, und in diesem Jahr werden die Neuerungen sehr mager ausfallen. Mit viel Glück werden 2014 oder 2015 etwas größere Neuerungen fertig, sofern die freiwilligen Entwickler dafür Zeit finden. Es sind ja noch ein paar Sachen wie Mails in einem Tab und ein neues Adressbuch in der Pipeline. Aber momentan ist das alles noch Zukunftsmusik.
@Antares
Weisst du schon genau, das das neue Adressbuch (was hoffentlich CardDAV beherrscht) im nächsten feature Release noch nicht dabei ist?
Soweit ich das verstanden habe nutzt doch Ubuntu derzeit das Adressbuch welches mal Teil von Thunderbird werden soll bereits.
Im nächsten Feature-Release (Thunderbird 24) gibt es definitiv kein neues Adressbuch. Der Entwickler, welcher das alleine in seiner Freizeit macht, hat seit Wochen kaum Freizeit, weil er Vollzeit am Australis-Design für Firefox arbeiten muss. Aber im Rahmen des Google Summer of Code arbeitet ein Student derzeit an CardDAV für dieses Projekt, so dass zumindest etwas Fortschritt momentan erzielt wird. Aber in einem Feature-Release gibt es das dann frühestens in einem Jahr.
Die Arbeiten daran sind nach meinen Infos bisher nicht sonderlich weit vorangekommen. Von daher dürfte sich das erübrigen.
Ansonsten… wie gesagt, die Neuerungen in Thunderbird 24 fallen überschaubar aus. Die meisten Neuerungen sind klein. Die „Highlights“, wenn man sie so nennen möchte, sind bisher:
– Verbesserungen beim Instant Messaging (auch mit Update auf die Twitter API 1.1)
– Unterstützung der Web Notifications API für Benachrichtigungen
– kleinere Verbesserungen in den Filtern
– dazu diverse Verbesserungen an der Benutzeroberfläche und der Performance und die üblichen Fixes
That´s it. Klar, ein Update auf die aktuelle Gecko-Plattform gibt es auch, aber große Neuerungen bleiben 2013 aus. Aber auch so hat man mit Thunderbird ja einen brauchbaren Mailclient. 😉
Das er brauchbar ist, da stimme ich zu. Leider gibt es da aber noch einiges zu tun (in meinen Augen).
Neben dem erähnten Adressbuch wäre auch noch der pdf.js Reader ne feine Sache. Außerdem der Autralis Menü button mit all seinen Funktionen (Menü kann selbst organisiert werden). Neben dem CardDAV und CalDAV, gäbs da noch Emails in nem neuen Tab zu schreiben, Tabs sollten anheftbar sein (damit man sie nicht aus Versehen zumacht, wie Lightning zum Beispiel). Auch eine Zusammenführung von Hauptsuchfeld, Schnellfilterfeld und Terminsuche wäre mal super.
Ich denke von dieser Wunschliste werden die wenigsten Dinge wirklich umgesetzt. Ich bin weiterhin der Meinung, dass ein „outsourcing“ von Thunderbird seitens Mozilla nicht die richtige Entscheidung war, mit der wir aber wohl oder übel leben müssen.
Beste Grüße Vinz
An den Mails schreiben innem neuen Tab hatte ja einer gearbeitet, sagte ich ja weiter oben. Der Rest kann ja von Privatentwicklern noch umgesetzt werden, zumindest klingt es nach relativ wenig Arbeit. Denkbare Neuerungen wären auch noch welche im Bereich WebRTC, wenn Thunderbird jetzt die dann aktuelle Gecko-Plattform bekommt. Aber das ist alles Spekulation.
Ich bedauere es auch, dass sich Mozilla aus der aktiven Entwicklung von Thunderbird zurückgezogen hat. Die Frage wäre aber auch gewesen, ob Mozilla hätte noch so viel an Thunderbird verbessern können. In den meisten Bereichen kann er eh alles, was er können muss. Sicher gibts Stellschrauben, aber in meinen Augen hätten diese zumindest eine weitere Schlagzahl mit Rapid Releases nicht mehr gerechtfertigt.
Oh ich glaube, dass es da noch durchaus Potential gibt. Das Rapid Release für den FF macht ja auch Sinn, für den Tb eher weniger. Schließlich ist der Browser ja auch ein sehr vielfältiges Instrument. Jedoch empfinde ich Email noch immer als eine wichtige Form der Kommunikation im Internet. Ein vernünftiger Client für mehrere Postfächer ist er auf jedenfall.
Leider machen aber nunmal genau diese Stellschrauben eine Menge aus. Ich erhalte zum Beispiel regelmäßig Email mit nem pdf dran. Wenn man es dann anklickt muss man erstmal das Downloadfenster ertragen und warten bis der pdf betrachter loslegt. Der hat dann ein neues Fenster und schon wird es nervig zwischen pdf und Mail hin und her zuwechseln.
Auch das Versenden von vCard vermisse ich echt schmerzlich. Wenn ich einen Kollegen ne Mail/Adresse oder sonst was weiterreichen soll, dann bin ich auch erstmal am Daten rauskopieren.
Der Chatclient macht in meinen Augen nur in einem Extrafenster sinn. Mich selbst stört es ungemein, wenn der Chat Bildschirm füllend ist. Natürlich kann man das Fenster ja nur auf nem halben Screen anzeigen lassen, aber kommt ne Mail rein, muss ich dann wieder auf Vollbild umschalten. Ziemlich unergonmisch.
Aber genug gemeckert. Immerhin ist er Opensource und solange er wenigstens gepatcht wird gibt es keine ernsten Sicherheitsbedenken, mit Ausnahme von Mailinhalten natürlich ^^.
Was das Mails schreiben in neuen Tabs angeht, da habe ich die Hoffnung aufgegeben. Das erfordert so große Umbauten am Produkten, dass damit bislang jeder überfordert war. Aber vielleicht lässt sich die Motivation von Communuty-Entwicklern mittels Crowdfunding ja steigern…
http://www.freedomsponsors.org/core/issue/?s=&project_id=139&project_name=Thunderbird
@Vinz
Ich hatte eben extra mal geguckt. Es gibt für PDFs bei Thunderbird leider nur den Google Docs Viewer. Aber pdf.js ist ja glücklicherweise OpenSource, vielleicht findet sich ja jemand, der ihn für Thunderbird anpasst.
Da bin ich mir nicht ganz sicher, ob es funktioniert, aber es gibt ein Addon namens „Auto vCard“, liegt aktuell als Version 1.2 vor. Solltest du dir mal ansehen, damit kannst du eine vCard anhängen. Damit könntest du zumindest dieses Problem aus der Welt schaffen.
Für Tabs anpinnen usw. war leider nix aufzutreiben, sorry. 🙁