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TranslateLocally: Maschinelle Übersetzung ohne Cloud für Firefox und als native Desktop-Anwendung

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TranslateLocally steht als Erweiterung für Firefox sowie als native Desktop-Anwendung für Windows, macOS und Linux zur Verfügung und ist wie Firefox Translations aus dem Bergamot-Projekt der Europäischen Union hervorgegangen. Mit Firefox Translations gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede, welche in diesem Artikel beleuchtet werden. Außerdem gehe ich auch auf die Zukunft von Firefox Translations ein.

Bergamot, Firefox Translations, TranslateLocally?

Im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Bergamot-Projekts hatte Mozilla gemeinsam mit der University of Edinburgh (Schottland), der University of Tartu (Estland), der University of Sheffield (England) sowie der Charles University (Tschechien) zusammengearbeitet, um eine vollständig clientseitige Funktion zur maschinellen Übersetzung von Websites für den Browser zu entwickeln. Das bedeutet, dass die Übersetzung vollständig im Browser geschieht und keine zu übersetzenden Inhalte an einen Datenriesen wie Google oder Microsoft übermittelt werden müssen.

Aus dieser Zusammenarbeit entstanden ist Firefox Translations. Die Firefox-Erweiterung von Mozilla erlaubt die Übersetzung vollständiger Websites direkt im Browser.

Download Firefox Translations

Das Bergamot-Projekt wurde mit drei Millionen Euro von der Europäischen Union gefördert. Im Juni 2022 ist das Bergamot-Projekt nach 3 1/2 Jahren offiziell ausgelaufen.

TranslateLocally entstand ursprünglich zunächst als Bergamot Translations aus Firefox Translations und wurde genutzt, um Änderungen zu testen, bevor diese schließlich in Firefox Translations implementiert worden sind. Jetzt ist TranslateLocally eine unabhängige Weiterentwicklung von Mitgliedern der University of Edinburgh, während Mozilla die alleinige Verantwortung von Firefox Translations übernommen hat.

Download TranslateLocally für Firefox

TranslateLocally im Unterschied zu Firefox Translations

TranslateLocally bietet im Wesentlichen die gleiche Funktionalität wie Firefox Translations: Die Übersetzung vollständiger Websites. Es gibt aber auch einige Unterschiede.

Der auffälligste Unterschied ist der, dass TranslateLocally keine Übersetzungsleiste nutzt, wie sie nur von Firefox unterstützt wird, sondern als Toolbar-Button mit Panel umgesetzt ist, womit die Erweiterung technisch auch für andere Browser nutzbar wird. Es gibt auch schon eine experimentelle Unterstützung von Google Chrome. Hierfür gibt es allerdings noch keine fertige Version, die der Nutzer einfach per Klick installieren kann.

TranslateLocally

TranslateLocally erlaubt nicht nur die Übersetzung vollständiger Websites. Über einen Kontextmenü-Eintrag ist es auch möglich, einzelne Sätze übersetzen zu lassen.

TranslateLocally

Dafür fehlen im Gegensatz zu Firefox Translations die Formular-Übersetzung sowie die optionale Anzeige eines Indikators für die Qualität der Übersetzung. Auch steht die Oberfläche von TranslateLocally derzeit ausschließlich in englischer Sprache zur Verfügung.

TranslateLocally als native Desktop-Anwendung

Für die Nutzung ohne Browser gibt es TranslateLocally als Desktop-Anwendung für Windows, macOS und Linux. Hier zeigen die Download-Links der Website momentan allerdings nicht auf die aktuellen Versionen, welche für die Anbindung an die Firefox-Erweiterung (siehe unten) notwendig sind, weswegen ich auf die Downloads bei GitHub verweise.

Download TranslateLocally für Windows, macOS und Linux

TranslateLocally

Ein Vorteil der Desktop-Anwendung gegenüber der Implementierung als Browser-Erweiterung ist eine noch bessere Übersetzungs-Geschwindigkeit. Außerdem können über die Desktop-Anwendung auch andere Sprachmodelle importiert werden. TranslateLocally unterstützt jedes Sprachmodell, welches von Marian unterstützt wird.

Über Desktop-Anwendung schnellere Übersetzungen in Firefox

Wer die Desktop-Anwendung installiert hat, kann sich dessen Vorteile auch in Firefox zu Nutze machen. Sobald die Desktop-Anwendung mindestens einmal gestartet worden ist, wird diese für das sogenannte Native Messaging mit der Firefox-Erweiterung registriert. Anschließend kann in den Einstellungen der Firefox-Erweiterung TranslateLocally anstelle der eingebetteten WASM-Implementierung ausgewählt werden. Nun nutzt die Firefox-Erweiterung im Hintergrund die Desktop-Anwendung zur Übersetzung, womit deren Übersetzungs-Geschwindigkeit und ggfs. importierte Sprachmodelle auch für Firefox zur Verfügung stehen.

Doch was bedeutet das alles für Firefox Translations?

Natürlich stellt sich zwangsläufig die Frage, was das alles für Firefox Translations bedeutet. Mit dem Auslaufen des Bergamot-Projekts wurde es um Firefox Translations zuletzt ziemlich ruhig. Ein Grund zur Sorge besteht aber keiner. Die Entwicklung von Firefox Translations wurde in den letzten Tagen wieder fortgesetzt und tatsächlich steht die Veröffentlichung eines Updates von Firefox Translations kurz bevor. Neben anderen Änderungen wird es dann auch in Firefox Translations möglich sein, nicht mehr nur vollständige Websites zu übersetzen. Alle Neuerungen des kommenden Updates werden in einem gesonderten Artikel besprochen, sobald die neue Version verfügbar ist.

Wie sieht es mit der Unterstützung weiterer Sprachen aus?

Eine wesentliche Frage für eine Übersetzungs-Erweiterung ist natürlich auch die Unterstützung weiterer Sprachen. Auch hier gibt es gute Nachrichten. Am 1. September ist die Förderung eines neuen Projektes der Europäischen Union in Höhe von knapp vier Millionen Euro angelaufen, in dessen Rahmen bis Ende August 2025 Sprachmodelle für 50 hochqualitative Sprachpaare entstehen werden. Davon werden sowohl Firefox Translations als auch TranslateLocally profitieren.

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Dieser Artikel wurde von Sören Hentzschel verfasst.

Sören Hentzschel ist Webentwickler aus Salzburg. Auf soeren-hentzschel.at informiert er umfassend über Neuigkeiten zu Mozilla. Außerdem ist er Betreiber von camp-firefox.de, der ersten Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum für Firefox-Probleme aller Art. Weitere Projekte sind firefox.agenedia.com, firefoxosdevices.org sowie sozone.de.

7 Kommentare - bis jetzt!

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  1. schrieb am :

    Sehr gut. Ich bin ein richtiger Fan von Firefox Translations.

     

    Lorenzo

  2. Se
    schrieb am :

    Da bin ich mal gespannt. Das dann auch nur teile einer seite übersetzen kann ist praktisch. funktioniert das dann auch mit anderen in FF geöffneten Dokumente? Wenn Mozilla auch noch an der Übersetzungsqualität weiter schraubt ist super. Ich hab manchmal das Gefühl dass Ff-translations wort für wort übersetzt und ich mir den sinn (Grammatik) selber suchen muss.

    Aber dank deeplearning kann das mit ff-tranlatons ja nur besser werden.

  3. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    funktioniert das dann auch mit anderen in FF geöffneten Dokumente?

    Ich bin mir nicht ganz sicher, auf was für eine andere Art von Dokument du dich beziehst. Falls das PDF-Dokumente meint: Nein. Eine PDF-Datei ist etwas grundlegend anderes als eine Website.

    Wenn Mozilla auch noch an der Übersetzungsqualität weiter schraubt ist super. Ich hab manchmal das Gefühl dass Ff-translations wort für wort übersetzt und ich mir den sinn (Grammatik) selber suchen muss.

    Eine Wort-für-Wort-Übersetzung ist genau das, was Firefox Translations oder TranslateLocally _nicht_ machen. Im Gegenteil: Es gibt keine Wörterbücher als Grundlage für diese Übersetzungen.

    Natürlich hängt die Übersetzungsqualität stark von den trainierten Texten auf der einen Seite und den zu übersetzenden Texten auf der anderen Seite ab. Bei Texten mit einem starken technischen Fokus beispielsweise ist die Übersetzungsqualität mit Sicherheit noch nicht so hoch wie bei Texten, die sich mehr in der Alltagssprache bewegen.

  4. Se
    schrieb am :

    Falls das PDF-Dokumente meint: Nein. Eine PDF-Datei ist etwas grundlegend anderes als eine Website.

    Zum Beispiel.

    Du hast ja selbst geschrieben das es nach dem update nicht mehr nur möglich sein wird vollständige Webseiten zu übersetzen. Da dachte ich eben das Translations dann auch im Browser geöffnete Dokumente wie .docx, readme-Dateien (.txt) übersetzen kann.

    Und mit Formulare übersetzen sind demnach nur Web-Formulare gemeint?

  5. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Du hast ja selbst geschrieben das es nach dem update nicht mehr nur möglich sein wird vollständige Webseiten zu übersetzen. Da dachte ich eben das Translations dann auch im Browser geöffnete Dokumente wie .docx, readme-Dateien (.txt) übersetzen kann.

    Browser können keine .docx-Dokumente anzeigen. Wenn es Webanwendungen gibt, die ein solches Feature anbieten, findet dort tatsächlich eine Umwandlung ist etwas Web-Kompatibles statt.

    Die Aussage im Artikel bezieht sich darauf, einzelne Sätze statt nur kompletter Websites übesetzen zu können. Dafür wird es entsprechende Eingabefelder geben.

    Und mit Formulare übersetzen sind demnach nur Web-Formulare gemeint?

    Ja.

  6. Soso
    schrieb am :

    Zu DeepL fehlt da aktuell noch einiges. Kann ja aber noch werden.

  7. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Ich denke nicht, dass da tatsächlich „einiges“ fehlt. Die Übersetzungs-Qualität ist messbar, dafür gibt es die BLEU-Metrik. Im Vergleich zu den Übersetzern von Google und Microsoft halten die Bergamot-Modelle ziemlich gut mit. Natürlich sind diese meistens besser, teilweise schlägt Bergamot diese aber auch. Und wenn man sich die Zahlen von Englisch nach Deutsch ansieht, weil das für die Zielgruppe dieses Blogs vermutlich einer der häufigeren Anwendungsfälle ist, ist Bergamot im Durchschnitt nur knapp hinter beiden (schlägt die beiden aber auch in einzelnen Tests). Siehe https://github.com/mozilla/firefox-translations-models/blob/main/evaluation/prod/results.md

    Einen Vergleich mit DeepL gibt es dort keinen, dafür ist DeepL wahrscheinlich zu klein. Aber wenn ich mit Google Translate vergleiche, gibt es keinen so großen Unterschied. Manchmal ist DeepL besser, manchmal ist Google besser. Das ist jetzt natürlich, anders als die oben verlinkten Zahlen, nicht wissenschaftlich. Aber ausgehend von meiner Erfahrung ist DeepL definitiv nicht deutlich besser als Google Translate, weswegen ich das umformulieren würde: Es fehlt noch ein bisschen was.

    Man muss aber immer eines berücksichtigen: DeepL, vor allem aber natürlich Google und Microsoft nutzen Sprachmodelle, die mit Unmengen an Daten über einen Zeitraum von Jahren trainiert worden sind. Gerade Google und Microsoft haben ganz andere Budgets und damit auch technologische Voraussetzungen. Das macht es umso beeindruckender, wie nah die Bergamot-Modelle mit diesen vergleichsweise kleinen Sprachmodellen an diese Übersetzungs-Qualität herankommen.

    Natürlich unterliegt Bergamot hier noch besonders stark Schwankungen je nach Art des Textes. Ein sehr technischer Artikel beispielsweise fällt aktuell weniger unter die Stärken von Bergamot. Und die Qualität ist nicht für jedes Sprachpaar gleich gut. Das hängt halt immer auch davon ab, mit welchen Daten so ein Modell trainiert wird.

    Aber: Wie du schon sagst, es kann ja noch besser werden – und das wird es auch. Nicht zuletzt dank des neuen von der EU geförderten Projekts fließen noch einmal 4 Millionen Euro nur in die Entwicklung von Sprachmodellen. Davon kann die Übersetzungsqualität nur profitieren.

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