Firefox Test Pilot: Exklusive Vorschau auf die neuen Experimente
Unter dem Namen Test Pilot hat Mozilla ein Programm gestartet, welches es Firefox-Nutzern ermöglicht, potentielle neue Funktionen vorab zu testen und Feedback zu geben. Morgen werden drei neue Experimente starten. Nur hier gibt es bereits jetzt eine Vorschau auf die neuen Experimente, von denen zwei das Tab-Management des Mozilla-Browsers erweitern.
Vergangene Woche hat Mozilla mit Tracking Protection und No More 404s zwei Experimente beendet. Dafür starten morgen mit Containers, Snooze Tabs und Pulse drei neue Experimente.
Lesetipp: Test Pilot: Page Shot und Activity Stream schaffen den Sprung in Firefox
Containers
Was sind die Container?
Von den sogenannten Container-Tabs war auf diesem Blog schon häufiger die Rede. Es handelt sich dabei um ein Privatsphäre-Feature, welches in dieser Form noch in keinem anderen Browser existiert. Die Container stellen getrennte Umgebungen unter anderem für Cookies, Local Storage, IndexedDB, den HTTP- und den Bilder-Cache dar. Chronik, Lesezeichen, gespeicherte Passwörter sowie Formulardaten hingegen teilen sich alle Container.
Ein möglicher Anwendungsfall, der sich daraus ergibt, ist beispielsweise das Anmelden mit sowohl einer privaten als auch mit einer geschäftlichen E-Mail-Adresse beim selben Anbieter – gleichzeitig, ohne einen anderen Browser hinzuziehen zu müssen oder ein privates Fenster dazu zweckzuentfremden. Als weiteres Beispiel wäre denkbar, auf Facebook angemeldet zu sein, ohne dass Facebook den Benutzer über die Facebook-Buttons auf Webseiten tracken kann. Wenn es um Tracking geht, ist es natürlich auch bis zur Werbung nicht so weit und so ist ein weiteres denkbares Szenario, dass man Webseiten privat besuchen möchte, ohne entsprechende Werbeanzeigen zu sehen, wenn man Firefox für die Arbeit benutzt.
Nutzer einer Nightly-Version von Firefox kennen dieses Feature schon länger, nicht allerdings in der Form, wie sie das neue Test Pilot-Experiment integriert.
Features & Unterschiede zur Integration in Firefox Nightly
Nach Installation des Experiments findet der Nutzer eine zusätzliche Schaltfläche in der Navigationssymbolleiste. Klickt der Nutzer darauf, erhält er eine Übersicht über seine vorhandenen Container. Standardmäßig sind dies „Privat“, „Arbeit“, „Finanzen“ sowie „Einkaufen“. Klickt man auf einen dieser Container, öffnet sich ein neuer Tab im ausgewählten Container. Jeder dieser Container hat eine Farbe sowie ein Symbol zwecks schneller Identifizierbarkeit. Die Farbe taucht als Linie (anders als in der Nightly-Version von Firefox dargestellt) in den Tabs auf, Farbe und Symbol zudem in der Adressleiste des jeweiligen Tabs.
Hierüber gelangt der Nutzer auch schnell zu einer Möglichkeit, bestehende Container zu bearbeiten oder neue Container anzulegen.
Berührt der Nutzer mit der Maus das Plus-Symbol zum Öffnen eines neuen Tabs, erscheint eine Container-Auswahl für den neuen Tab, die sich ebenfalls von der Darstellung in der Nightly-Version von Firefox unterscheidet – im Gegensatz zum Experiment muss das Symbol dort außerdem lange gedrückt werden, damit ein entsprechendes Menü erscheint.
Nicht nur optisch unterscheidet sich das Experiment von der bereits vorhandenen Integration in Firefox Nightly, das Experiment kommt außerdem mit zusätzlichen Features.
Hat man Tabs aus verschiedenen Containern in einer beliebigen Reihenfolge offen, können diese mit nur einem Klick auf ein Symbol im Container-Menü automatisch nach Containern sortiert werden, so dass alle Tabs eines Containers beisammen sind.
Außerdem gibt es im Container-Menü eine Ansicht aller Tabs eines jeden Containers. Darüber können Container vom aktuellen Fenster in ein eigenes Fenster ausgelagert oder auch Container versteckt werden. Wird ein Container versteckt, verschwinden alle bereits geöffneten Tabs des jeweiligen Containers. Zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt können die Tabs über das gleiche Menü wieder angezeigt werden. Dabei hat man über das Container-Menü jederzeit Überblick über die Tabs in einem Container, auch wenn diese ausgeblendet sind.
Snooze Tabs
Snooze Tabs ist ein weiteres Experiment, welches mit der Verwaltung der Browser-Tabs zusammenhängt. Wie es der Name bereits andeutet, überträgt Snooze Tabs die Snooze-Funktion eines Weckers auf Tabs.
Bloß geht es in diesem Fall nicht darum, dass man nicht aufstehen möchte, sondern darum, dass man einen Tab nicht sofort, sondern erst später wieder benutzen will.
Der Nutzer kann entweder eine der vordefinierten Optionen auswählen, wie „Später“, „Morgen“, „nächste Woche“ oder „beim nächsten Start“ oder aber man wählt selbst ein Datum und eine Uhrzeit aus. Nach der Auswahl verschwindet der gerade aktive Tab.
Auf Wunsch erfolgt dieser Vorgang immer nur nach Bestätigung.
Über das Snooze Tabs-Menü hat man jederzeit den Überblick über die schlummernden Tabs.
Zum eingestellten Zeitpunkt wird der jeweilige Tab wieder geöffnet. Dabei wird das Favicon im Wechsel mit einer Glocke animiert dargestellt und eine Push-Benachrichtigung angezeigt.
Pulse
Pulse ist ähnlich einzuordnen wie Mozillas vorheriges Tracking Protection-Experiment. Wie bei diesem wird auch bei Pulse ein Symbol in die Adressleiste von Firefox hinzugefügt, über welches man seitenspezifisches Feedback an Mozilla übermitteln kann.
Das Feedback erfolgt in zwei Schritten: zunächst wird für die aktive Webseite eine Bewertung auf einer Skala von 1 bis 5 abgegeben. Anschließend kann die Bewertung begründet werden. Dazu gibt es zum einen ein Auswahlfeld, dessen Optionen sich je nach Bewertung unterscheiden. Eine Option bei einer schlechten Bewertung wäre, dass die Seite lange zum Laden braucht, eine andere, dass die Seite nicht wie erwartet funktioniert. Zum anderen gibt es noch ein Kommentarfeld für freies Feedback.
Mozilla möchte dieses Feedback nutzen, um Firefox besser zu machen. So heißt es bereits im Abschlussbericht zum Experiment Tracking Protection, dass das neue Pulse-Experiment dabei helfen soll, von speziellen Probleme zu erfahren, während man an der Browserengine der nächsten Generation arbeitet.
Wenn ich das richtig verstanden habe, lassen sich die Container also als Tabgruppen nutzen. Damit wäre dann der eingestellten Entwicklung des von mir genutzten Addons also eine Alternative geboten.
Auf die Container freue ich mich besonders. Gibt es schon einen Zeitplan für die finale Integration? Sollen die Container direkt integriert werden oder als Add-on? Ist es eine Webextension?
Vielen Dank für diesen tollen Blog! Hier bekommt man einfach alle Infos!
@Arne:
Wenn dich die Unterschiede zwischen Containern nicht stören, wie dass sich diese keine Cookies teilen, dann ja. 😉
@Georg:
Es gibt noch keinen Zeitplan dafür und ich denke, dass auch noch nicht klar ist, wie genau die Zukunft der Container aussehen wird. Mozilla hat bereits eine Menge Arbeit investiert, um das zu ermöglichen, daher bin ich optimistisch, aber die entscheidende Frage wird sein, wie gut dieses Feature überhaupt angenommen wird. Und natürlich ist auch wichtig, dass man eine zufriedenstellende UI findet, weil es ja schon eine kompliziertere Nutzung darstellt.
Es handelt sich um eine Hybrid-Erweiterung: eine SDK-basierte Erweiterung mit eingebetteter WebExtension. Beispielsweise muss eine Einstellung in Firefox geändert werden, um die Container zu aktivieren, das dürfen WebExtensions nicht. Aber einige Funktionalität dieses Experiments ist für WebExtensions möglich, denn es gibt bereits eine Container-API für WebExtensions.
Gerne! 🙂
Ich wusste schon von der Existenz dieser Experimente seit einigen Tagen, dachte aber dass Snooze Tabs etwas in die Richtung wie Tab Unloader (https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/tab-unloader/) wird.
Finde das Add-On vor allem wenn es zusammen mit z.B. 6 e10s Prozessen genutzt, als sehr ressourcenschonend an da so die Prozessen selber geschlossen werden und der RAM wieder freigegeben ist. (Bei einem x86-System mit 3,1GB effektiv nutzbarerem RAM ist das leider wichtig).
Wie bist du an die Vorabversionen gekommen?
Soweit ich es sehe sind die Testpilot-Experimente noch nicht freigeschaltet (Error 404 😉
Indem ich die Test Pilot-Konfiguration auf den Dev-Server umgeschaltet habe. 😉 Das ist nichts, was ich jemandem für den Produktiveinsatz raten würde, aber das erlaubt es mir, vorab solche Artikel zu schreiben.
Snooze Tabs [1] und Pulse [2] sind nun offiziell verfügbar, werden aber nicht auf der Startseite angezeigt, wenn die Content-Sprache von Firefox auf Deutsch gestellt ist, da es die Experimente bisher nur auf Englisch gibt. Über die Direktlinks ist eine Installation aber kein Problem. Das Container-Experiment wurde um wenige Tage verschoben [3].
[1] https://testpilot.firefox.com/experiments/snooze-tabs
[2] https://testpilot.firefox.com/experiments/pulse
[3] https://github.com/mozilla/testpilot/commit/7ecb936ad2fd6f34526b0d8b8ce3300f41188e7f
Mittlerweile wurde Containers nochmals um einen Tag verschoben. Neuer Termin ist heute Abend 22 Uhr MEZ [1]. Hoffentlich tauchen keine weiteren Fehler auf. Ich freue mich echt auf die Container-Tabs.
[1] https://github.com/mozilla/testpilot/commit/0d15e559366169f8297392be0eded00b4563cda4