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Richtigstellung bezüglich Irritationen über neue Nutzungsbedingungen von Firefox

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In den letzten Tagen gab es einige Irritationen bezüglich angepasster Datenschutzhinweise und neuen Nutzungsbedingungen für Firefox, welche zu teils absurden Unterstellungen vor allem in den sozialen Medien, aber auch teilweise in der Berichterstattung geführt haben. Tatäschlich hat sich für Nutzer von Firefox überhaupt nichts geändert und es folgte lediglich eine inhaltliche Anpassung auf Grundlage rechtlicher Rahmenbedingungen. Dieser Artikel klärt auf.

Am 26. Februar 2025 hat Mozilla seine Datenschutzhinweise aktualisiert und Nutzungsbedingungen für Firefox eingeführt. Daraus wurde in den sozialen Medien und teilweise auch in der Berichterstattung eine an Absurdität kaum zu übertreffende Geschichte gesponnen. Besonders beliebt war es dabei, eine Text-Anpassung der Datenschutzhinweise herauszupicken und dabei den zu dem Zeitpunkt sehr wohl bereits vorhandenen Kontext zu verschweigen.

Konkret ging es dabei um die Frage, ob Mozilla Daten seiner Nutzer verkauft. Eine entsprechende Passage, die das explizit verneint, wurde tatsächlich entfernt. Daraus folgt aber keineswegs, dass Mozilla plötzlich die Daten seiner Nutzer verkaufen würde. Die Begründung wurde von Mozilla von Anfang an geliefert, aber von vielen, die einen vermeintlichen Skandal verbreitet haben, unterschlagen.

In Wahrheit liegen ausschließlich rechtliche Gründe für diese Anpassung vor. So geht es um die Definition der Begrifflichkeit „Verkauf von Daten“, welche nicht überall auf der Welt gleich ist. Mozilla musste Abstand von dieser definitiven Formulierung nehmen, um sich nicht angreifbar zu machen. Nach dem Verständnis der meisten Menschen darüber, was ein Verkauf von Daten bedeutet, hat Mozilla aber noch nie die Daten seiner Nutzer verkauft und dies auch in der Zukunft nicht vor.

Mit einer mittlerweile veröffentlichten Klarstellung hat Mozilla ein konkretes Beispiel genannt. So definiert unter anderem Kalifornien in seinem California Consumer Privacy Act (CCPA) den Verkauf von Daten als „Verkauf, Vermietung, Freigabe, Offenlegung, Verbreitung, Zurverfügungstellung, Übertragung oder anderweitige mündliche, schriftliche, elektronische oder sonstige Übermittlung der persönlichen Daten eines Verbrauchers durch [ein] Unternehmen an ein anderes Unternehmen oder einen Dritten im Austausch für Geld oder andere wertvolle Gegenleistungen“. Und hier liegt der Knackpunkt. Nach dem CCPA stellt Mozillas Geschäftsmodell für Firefox, welches seit mittlerweile 20 Jahren existiert und allgemein bekannt ist, einen Verkauf von Daten dar.

Selbstverständlich muss Mozilla gewisse Daten erheben und mit seinen kommerziellen Partnern teilen, um dafür Geld zu erhalten, welches die Entwicklung von Firefox finanziert. Da geht es zum Beispiel um Themen wie gesponserte Inhalte auf der Firefox-Startseite oder Vorschläge in der Adressleiste. Diese Dinge werden aber alle in der Datenschutzerklärung von Firefox behandelt und sind keine Neuigkeit. Außerdem achtet Mozilla darauf, dass die Daten, die weitergegeben werden, „von potenziell identifizierenden Informationen befreit sind, nur in aggregierter Form weitergegeben werden oder unsere datenschutzfreundlichen Technologien (wie OHTTP) durchlaufen haben“.

Auch andere US-Staaten wie Virgina und Colorado hätten ähnliche Datenschutzgesetze wie den CCPA – was Mozilla ausdrücklich begrüßt. Aber die unterschiedlichen Interpretationen der „Do-not-sell-Anforderungen lassen viele Unternehmen im Unklaren über ihre genauen Verpflichtungen und darüber, ob sie als Datenverkäufer angesehen werden oder nicht“, so Mozilla.

Die andere große Irritation entstand durch die neuen Nutzungsbedingungen, welche Mozilla gewisse Rechte zur Nutzung von Daten einräumt. Diese hat Mozilla in Reaktion auf die vielen Missverständnisse mittlerweile überarbeitet. Auch hier handelt es sich in Wahrheit lediglich um juristisch sichere Texte, welche Mozilla die Grundlage dafür geben, im Sinne des Anwenders zu agieren. So hat Mozilla diesbezüglich klargestellt, dass sie eine Lizenz brauchen, „damit wir einige der grundlegenden Funktionen von Firefox ermöglichen können. Ohne sie könnten wir zum Beispiel die in Firefox eingegebenen Informationen nicht verwenden. Sie gibt uns NICHT das Eigentum an Ihren Daten oder das Recht, sie für etwas anderes zu verwenden als das, was in den Datenschutzhinweisen beschrieben ist.“

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass wieder einmal viel Aufregung um gar nichts betrieben wurde. Mozilla hat Anpassungen seiner Bestimmungen aus rechtlicher Vorsicht vorgenommen. Für Nutzer von Firefox hat sich nicht das Geringste verändert. Viel mehr legt dieses Thema einmal mehr offen, wie „geil“ viele Menschen einfach nur nach großen Skandalen sind und nicht davor zurückschrecken, selbst den Namen von Organisationen wie Mozilla in den Schmutz zu ziehen, die sich wie kein anderer Browserhersteller für den Datenschutz der Nutzer einsetzen, indem ohne jeden Beweis das komplette Gegenteil unterstellt wird.

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Dieser Artikel wurde von Sören Hentzschel verfasst.

Sören Hentzschel ist Webentwickler aus Salzburg. Auf soeren-hentzschel.at informiert er umfassend über Neuigkeiten zu Mozilla. Außerdem ist er Betreiber von camp-firefox.de, der ersten Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum für Firefox-Probleme aller Art. Weitere Projekte sind firefox.agenedia.com, firefoxosdevices.org sowie sozone.de.

5 Kommentare - bis jetzt!

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  1. Thomas
    schrieb am :

    Da gebe ich Dir voll und ganz Recht!

    Leider ist das heutzutage so – die Gesellschaft verrohrt zunehmend …

  2. Atze
    schrieb am :

    Danke für den Beitrag. Ich habe die Tage davor auch schon die Reaktion/Erklärung von Mozilla für recht glaubwürdig und nachvollziehbar gehalten, war mir aber zuerst nicht sicher, ob ich sie inhaltlich vollends verstanden habe. Von daher freue ich mich über die Bestätigung hier.

    Welche deutschprachigen Quellen im Netz zu Tech-Themen über Firefox hinaus hältst du für seriös? Ich würde eigentlich von mir behaupten, in den letzten Jahren schon eine recht gute Auswahl gefunden zu haben, aber selbst von denen, die sonst sehr sachlich und faktenbasiert berichten, sind jetzt welche auf den Zug aufgesprungen, der Mozilla in dieser Form angreift.

  3. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Welche deutschprachigen Quellen im Netz zu Tech-Themen über Firefox hinaus hältst du für seriös?

    Schwierig, vor allem, weil „seriös“ so ein großes Wort ist. So ganz allgemeine Tech-Seiten lese ich schon lange nicht mehr. Es gibt leider so manche Website, bei der es wirklich um gar nichts anderes geht, als Schlagzeilen zu produzieren, um so Leser auf die Website und damit Werbeeinnahmen zu bekommen. Da wird dann auch gerne die Wahrheit bewusst verdreht. Es gibt aber natürlich auch Websites, die machen im Großen und Ganzen eigentlich schon einen guten Job, liegen dann aber halt trotzdem mal bei einem einzelnen Thema völlig daneben. Das macht die Seite als Ganzes dann ja nicht unseriös. Bei Mozilla-Themen habe ich halt durch meinen Blog und meine eigenen und vor allem unabhängigen Recherchen den Vorteil, dass ich das alles sehr gut einordnen kann, was nun stimmt und was nicht. Aber bei anderen Themen könnte ich das wahrscheinlich auch oft nicht so gut einordnen.

    Ein großes Problem bei der ganzen Sache ist, dass die meisten Seiten, die über Neuigkeiten berichten, gar nicht die Möglichkeit haben, viele Stunden an Recherche in einzelnes Thema zu stecken. Wenn man eine bestimmte Anzahl an Artikeln pro Tag liefern muss, weil die Website Geld generieren muss, schafft das andere Voraussetzungen als bei mir, der einen Blog aus eigenem und ernsthaftem Interesse als Freizeitprojekt betreibt und nicht einmal einen Werbebanner anzeigt. Und damit will ich gar nicht darauf hinaus, dass der kommerzielle Betrieb einer Seite oder Werbung schlecht seien, ganz im Gegenteil. Ich halte es für eine gute Sache, wenn Geschäftsmodelle funktionieren, und gerade Werbung ermöglicht so gut wie nichts anderes in einem Rahmen, der über den Hobby-Bereich hinaus geht, für andere Menschen den kostenlosen Zugang zu Informationen. Nur entsteht genau an dieser Stelle eben oft das Problem, dass Recherchen zu kurz kommen, insbesondere dann, wenn eine Seite nicht auf ein Thema spezialisiert ist, sondern möglichst viele Themen abdecken soll. Denn dann fehlen einfach oft auch die spezielleren Recherche-Zugänge und man redet oft nur nach, was andere genauso schreiben. Und das macht viele dieser allgemeinen Seiten relativ austauschbar. 

    Nehmen wir zum Beispiel Caschys Blog. Das ist einer der bekanntesten Tech-Blogs in Deutschland. Und die Seite berichtet ja wirklich über alles. Inhaltlich wie auch von der Länge sind die Artikel oft ganz dünn, da geht es nur sehr selten mal in die Tiefe. Da habe ich immer den Eindruck, dass es ausschließlich um die Masse bei der Artikel-Anzahl geht. Und der Eindruck verstärkt sich dadurch, dass man auf der Seite tatsächlich teilweise mehr Werbung als echten Inhalt sieht. Ersetzt man diese Seite durch eine beliebige ander Tech-Seite, weiß man hinterher auch nicht weniger. Chip wiederum ist ein Beispiel für eine Seite, für die ich sogar wirklich das Wort „unseriös“ verwenden würde. Denn dort werden immer wieder ganz bewusst Schlagzeilen konstruiert, die ein völlig falsches Bild vermitteln, aber die „Sensationsgeilheit“ der Leser bedient. Heise ist auch ein großer Name, aber für mich ein Beispiel, wo man es mit seriösem Journalismus zu oft nicht ernst nimmt. Ich denke, ich habe früher vor allem auf Golem häufiger mal gute Artikel gelesen. Und so schlecht der Ruf der Bild und Axel Springer als Verlag auch ist, die Computer Bild wird manchmal vielleicht etwas unterschätzt (genau wie die Sport Bild im Sport-Bereich ja auch keineswegs schlecht ist). Aber weil ich eben viel zu selten auf solchen Seiten lese und bei anderen Themen auch nicht so tief drin stecke wie bei Mozilla-Themen, könnte ich jetzt keine Seite empfehlen, weil mir dann am Ende einfach zu wenige Fakten vorliegen, auf denen ich das begründen könnte.

  4. Elek
    schrieb am :

    US Gesetze interessieren mich eigentlich nicht, warum kann für Europa nicht der alte Satz "wir verkaufen keine persönlichen Daten" stehen bleiben? Oder "wir geben keine persönlichen Daten weiter" bzw. was wird in welcher Form weitergegeben, was DSGVO konform wäre.

    Weiters eine Klarstellung was genau mit den eingegebenen Daten, auch intern, passiert.

    Die Einführung von PPA, letztes Jahr, war auch nicht gerade vertrauensfördernd.

    Dann die Änderung, daß man über Änderungen von Nutzungsbedingungen nicht mehr informiert wird. Generell sollte neuen Nutzungsbestimmungen immer aktiv vom Nutzer zugestimmt werden.

    Ich verstehe, daß Mozilla Geld verdienen muß, das geht aber auch mit mehr Transparenz.
    Stillschweigende Änderungen sind das schlechteste was man machen kann.

  5. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    US Gesetze interessieren mich eigentlich nicht, warum kann für Europa nicht der alte Satz "wir verkaufen keine persönlichen Daten" stehen bleiben? Oder "wir geben keine persönlichen Daten weiter" bzw. was wird in welcher Form weitergegeben, was DSGVO konform wäre.

    Mozilla muss sich an die Gesetze auf dem gesamten Planeten halten und kann unmöglich Anwälte für jedes Land der Welt engangieren. Entsprechend müssen die Bestimmungen so formuliert sein, dass sie überall rechtssicher sind. Mal abgesehen davon, dass es ziemlich schräg wäre, den Standort der Nutzer abzufragen, um darauf basierend unterschiedliche Nutzungsbestimmungen darzustellen.

    Weiters eine Klarstellung was genau mit den eingegebenen Daten, auch intern, passiert.

    Wofür Mozilla Daten erhebt, steht längst in der Datenschutzerklärung.

    Die Einführung von PPA, letztes Jahr, war auch nicht gerade vertrauensfördernd.

    Wie bitte? Dass Mozilla den Datenschutz verbessern möchte, ist also „nicht gerade vertrauensfördernd“? 🤔 Ich würde das komplette Gegenteil behaupten.

    Ich empfehle dir folgenden Artikel von mir:

    Wieso Privacy Preserving Attribution (PPA) gut für die Privatsphäre der Nutzer ist

    Ich verstehe, daß Mozilla Geld verdienen muß, das geht aber auch mit mehr Transparenz.
    Stillschweigende Änderungen sind das schlechteste was man machen kann.

    Mozilla hat die Änderungen kommuniniziert. Dafür, dass Menschen Änderungen vorab verbreiten und aus dem Gesamtkontext reißen, kann Mozilla nichts. Es ist ja wohl logisch, dass Mozilla die Änderungen am Code vornehmen muss, bevor sie wirksam sind. Und eben jene Code-Änderungen sind öffentlich, weil Mozilla im Offenen arbeitet. Das ist der Preis dafür, dass Mozilla so transparent ist. Die Geschichte wäre für Mozilla viel besser gelaufen, würde sie wie andere Unternehmen „im stillen Kämmerlein“ arbeiten. Dann hätten sie die Kontrolle über die Kommunikation gehabt. Aber eine Offenheit, wie Mozilla sie lebt, und Kontrolle über die Kommunikation schließen sich nun einmal gegenseitig aus. So wird es immer Dritte geben, die Dinge vor der offiziellen Kommunikation verbreiten und damit die Dynamik bestimmen. Und machen wir uns nichts vor: So, wie Mozilla hier durch den Schmutz gezogen wurde, das war komplette Absicht von einigen Gestalten. Denn dass man ganz zufällig auf die Code-Anpassungen stößt, die etwas entfernen, aber dann nicht gleichzeitig auch auf die bereits von Anfang an vorhandene Erklärung, ist sehr unwahrscheinlich. Und wie es leider so häufig ist: Viele andere plappern einfach nur nach, ohne selbst mal die Fakten zu prüfen.

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