Firefox bekommt H.264-Unterstützung
Im März dieses Jahres hatte Mozilla angedeutet, zukünftig den Video-Codec H.264 in Firefox unterstützen zu wollen. Die aktuelle Beta-Version von Firefox Mobile für Android kommt mit H.264-Unterstützung, auch die Desktop-Version von Firefox soll in Zukunft H.264 sowie weitere proprietäre Codecs wie MP3 und AAC unterstützen.
Lange Zeit hat sich Mozilla gegen die Unterstützung patentgeschützter Codecs wie H.264 ausgesprochen. Nachdem sich WebM aber nicht wie erhofft durchsetzen konnte, hat man sich dazu entschlossen, Firefox H.264 unterstützen zu lassen, um dem Benutzer die bestmögliche Web-Erfahrung liefern zu können. Gerade durch den verstärkten Fokus von Mozilla auf den mobilen Markt spielt die Unterstützung von H.264 eine wichtige Rolle. Apple unterstützt in iOS ausschließlich H.264. Geht es nach JavaScript-Erfinder und Mozilla-CTO Brendan Eich, trägt vor allem Google eine große Mitverantwortung am Scheitern von WebM.
Da Mozilla aufgrund der Lizenzbestimmungen auch in Zukunft keinen H.264-Codec mit Firefox mitliefern wird, wird zum Abspielen der Videos der mit dem jeweiligen Betriebssystem mitgelieferte Codec genutzt.
Von Firefox Mobile 17 steht eine erste Beta-Version für Android zum Download zur Verfügung, welche bereits Videos im H.264-Format abspielen kann. Bislang ist die H.264-Unterstützung allerdings noch auf Android 4.0 Ice Cream Sandwich sowie Android 4.1 Jelly Bean beschränkt.
Außerdem arbeitet man an der Unterstützung für die verschiedenen Desktop-Versionen:
- Windows Vista und höher: via Windows Media Foundation
- Mac OS X: via AV Foundation
- Linux: via GStreamer
- Windows XP: via Adobe Flash
Einen konkreten Zeitplan für die Unterstützung in der Desktop-Version gibt es bislang nicht.
So weit ich das verstanden habe, geht es bei der Unterstützung proprietärer Formate auch darum, dem eigenen OS, Firefox OS eine Chance auf dem Markt zu geben. Schliesslich muss ein Handy heute Musik abspielen können. Niemand will all seine Musik von mp3 und m4a zu FLAC und ogg konvertieren…
Entsprechende Patches, damit Firefox auf GStreamer zugreifen kann, gibt es seit Jahren. Sie wurden für den Musikplayer Songbird geschrieben, der ja auf Firefox basiert und eben GStreamer zum Abspielen der Musik nutzt.
Kann ich nur begrüßen, dass die Leutchen von Mozilla da eher pragmatisch angehaucht sind.
Pseudoreligiöse Grabenkämpfe um Standards und Codecs lassen den Nutzer nämlich im Regen stehen und sorgen nur für Frust beim Endanwender.
Webm kam nun mal einfach zu spät und auch wenn mans versucht, tote Pferde kann man nicht reiten.
Den Seitenhieb auf Silverlight spar ich mir jetzt mal….
@Thomas: Jain. Ich sehe das gespalten. Für den Endbenutzer ist es auf jeden Fall eine tolle Sache, wenn gewisse Standards unterstützt werden, das ist gar keine Frage. Der Kampf um ein offenes Internet ist aber auch ganz wichtig und notwendig. Zu sagen, dass Mozilla mit dieser Entscheidung kapituliert, das wäre zu hart gesagt. Aber zumindest geben sie dieses Schlachtfeld damit verloren, das ist ein Sieg für patentgeschützte Standards im Internet, wenn man so will. Und das ist eine ganz schwierige Sache. Das Internet ist so konzipiert, eher offen zu sein. Dabei könnte die Situation durchaus besser aussehen. WebM gehört Google, denen gelingt es doch sonst so gut, ihre Dominanz am Markt zu nutzen (auszunutzen). Das wirklich enttäuschende sind aber deren leere Versprechungen. Google hatte zugesichert, die Unterstützung von H.264 zugunsten von WebM zurückzustellen. Nichts als heiße Luft. Genauso Adobe mit dem Flash Player, welcher WebM unterstützen sollte. Alleine kann Mozilla nur wenig ausrichten. Und es zeigt, dass Versprechungen bestimmter Konzerne gar nichts wert sind. Aber klar, wie gesagt, für den Benutzer ist schön, dass Firefox Codecs lernt, welche andere Anwendungen auch verstehen.
@freaktechnik: Richtig, Firefox OS ist mit Sicherheit auch ein ganz wichtiger Faktor.
@Markus die Patches von POTI her sind… sagen wir mal nicht die besten. Ich arbeite persönlich mit diesem Code und muss sagen, obwohl ich noch nicht so viel vom Mozilla Stil verstehe, dass die Patches eher „zusammengehackt“ wirken. zudem benötigen diese Patches eine eigene Version (gepatchte) Version von GStreamer.