Mozilla veröffentlicht Firefox 80 – die Neuerungen
Mozilla hat Firefox 80 für Windows, Apple macOS und Linux veröffentlicht. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Neuerungen zusammen – wie immer auf diesem Blog weit ausführlicher als auf anderen Websites.
Download Mozilla Firefox für Microsoft Windows, Apple macOS und Linux
Verbesserter Nur-HTTPS-Modus
Der in Firefox 76 neu eingeführte optionale Nur-HTTPS-Modus hat mit browser.preferences.exposeHTTPSOnly eine weitere Option in about:config erhalten, worüber eine sichtbare Einstellung dafür in den Sicherheits-Einstellungen von Firefox aktiviert werden kann. Darüber ist es nicht nur möglich, den HTTPS-only-Modus dauerhaft zu aktivieren, sondern auch, diesen nur für private Fenster zu aktivieren. Außerdem ist es jetzt möglich, temporäre oder auch dauerhafte Ausnahmen für Seiten festzulegen, bei denen der Modus nicht funktioniert.
Das Master-Passwort heißt jetzt Hauptpasswort
Mit dem sogenannten Master-Passwort können die in Firefox gespeicherten Zugangsdaten zusätzlich geschützt werden. Da es sich dabei im Wortursprung um eine problematische Wortwahl handelt, heißt dieses ab Firefox 80 Hauptpasswort. In Firefox 80 erscheinen noch sowohl die alte als auch die neue Bezeichnung, ab Firefox 81 wird es dann nur noch Hauptpasswort heißen.
Verbesserungen der Entwicklerwerkzeuge
Netzwerkanalyse kennzeichnet langsame Anfragen
Das Netzwerkanalyse-Werkzeug hilft dabei, langsame Anfragen zu identifizieren, indem Anfragen mit einer Server-Wartezeit von über 500 ms mit einer Schildkröten-Grafik markiert werden.
Sonstige Verbesserungen der Entwicklerwerkzeuge
Ressourcen von bestimmten URLs können zusätzlich zum Netzwerkanalyse-Werkzeuge jetzt auch über die Konsole blockiert werden. Dies funktioniert über die Eingabe von :block <url> respektive :unblock <url>.
Wird im Inspektor über das Regel-Panel eine Klasse hinzugefügt, findet hier nun eine Autovervollständigung, basierend auf den bereits im DOM vorhandenen Klassen, statt.
Verbesserungen der Webplattform
AppCache-Unterstützung wird entfernt
Der sogenannte Application Cache-Standard, kurz: AppCache, gilt bereits seit Firefox 44 als deprecated und wird von Nightly- sowie frühen Beta-Versionen von Firefox seit Version 71 nicht mehr unterstützt. Webentwickler sollten stattdessen Service Workers verwenden.
Mit Firefox 80 wird die Unterstützung auch aus der finalen Version von Firefox entfernt. Diese Änderung wird schrittweise im Laufe der kommenden Wochen ausgerollt.
Sonstige Verbesserungen der Webplattform
Firefox unterstützt den neuen prefers-contrast CSS Media Query. Die CSS-Eigenschaft appearance wird jetzt auch ohne -moz-Präfix unterstützt.
Die Unterstützung von RTX und transport.cc sorgt für eine verbesserte Qualität bei schlechter Netzwerkverbindung in WebRTC-Echtzeit-Kommunikation sowie für eine bessere Kompatibilität mit vielen Websites, welche WebRTC nutzen.
Schrittweise in den kommenden Wochen wird Mozilla die Unterstützung für rel=preload ausrollen.
Ausführliche Informationen zu Verbesserungen der Webplattform in Firefox 80 finden sich in den MDN web docs.
Sonstige Neuerungen in Firefox 80
Mozilla hat den Startbildschirm für neue Nutzer (about:welcome) erneuert. Dieser besteht nun aus drei Bildschirmen und bietet nebem dem Import von Daten aus einem anderen Browser auch direkt die Auswahl eines der vorinstallierten Themes an.
Bearbeitet der Nutzer ein Passwort auf einer Seite, für welche er mehrere Logins gespeichert hat, kann der Nutzer nun auswählen, welches Passwort aktualisiert werden soll.
Beim Blättern durch offene Tabs via Strg + Tabulator werden jetzt sieben statt sechs Tabs angezeigt.
Für Nutzer, welche auf Betriebssystem-Ebene die Option für reduzierte Animationen aktiviert haben, werden nun noch weniger Animationen angezeigt. Dies betrifft unter anderem die Lade-Anzeige in den Tabs. Damit soll Nutzern mit Migräne und Epilepsie entgegen gekommen werden.
Auch wurde in Firefox 80 WebRender wieder für weitere Nutzer ausgerollt. Genauer gesagt wurde die minimal erforderliche Treiber-Version für Intel-GPUs erneut gesenkt.
Firefox 80 bringt eine ganze Reihe von Verbesserungen der Barrierefreiheit, darunter eine erste Unterstützung für VoiceOver, der Screenreader-Software von Apple macOS, sowie Stabilitäts-Verbesserungen für den JAWS Screenreader. Auch die Entwicklerwerkzeuge haben signifikante Verbesserungen der Barrierefreiheit erhalten, womit nun manches Werkzeug benutzbar wird, welches für Nutzer von Screenreadern zuvor gänzlich unzugänglich war. Darüber hinaus werden jetzt auch title- und desc-Elemente in SVG-Grafiken korrekt an unterstützende Software übermittelt.
Fehlt im Firefox-Profil die Datei logins.json oder ist beschädigt, versucht Firefox nun zunächst, gespeicherte Zugangsdaten aus einer möglicherweise vorhandenen Datei logins-backup.json zu lesen.
Eine neu implementierte Blockierliste für Add-ons bringt eine verbesserte Performance und Skalierbarkeit gegenüber der alten Implementierung.
An der WebExtension-Front ist es dieses Mal etwas ruhiger. Hier gab es kleinere Verbesserungen der downloads-API.
Natürlich kam auch in Firefox 80 die Unterstützung weiterer Unternehmensrichtlinien dazu.
Geschlossene Sicherheitslücken
Wie immer hat Mozilla auch in Firefox 80 wieder mehrere Sicherheitslücken geschlossen. Alleine aus Gründen der Sicherheit ist ein Update auf Firefox 80 daher für alle Nutzer dringend empfohlen.
Hi,
vielen Danke erst mal für die guten Beiträge und besonders auch für den Enterprise Policy Generator. Darf man damit rechnen, dass Version 6 in den kommenden Wochen fertiggestellt sein wird und ist anschließend etwas Zeit frei für die Expansion auf Thunderbird? Ich möchte gar nicht ungeduldig klingen, sondern mich bloß erkundigen, ob ein Zeitraum genannt werden kann.
Viele Grüße
Johnny
Der Plan ist eine Fertigstellung gegen Ende der aktuellen Woche. Die neue Version macht bereits große Fortschritte: https://github.com/cadeyrn/enterprise-policy-generator/compare/v5.1.0…9793e319c7c84f870c75016bed79e3ceb2b5c91d
Ich möchte die Unterstützung von Thunderbird in jedem Fall angehen, sobald Version 6.0 fertiggestellt ist. Die Version ist leider ein Riesen-Projekt geworden, nachdem ich sehr lange keine Zeit dafür aufbringen konnte. Wenn das erledigt ist, sind eine Unterstützung von Thunderbird, sowie eine Entwickler-Dokumentation, die auch schon lange geplant ist, endlich umsetzbar. Aber ich habe den Aufwand für Thunderbird noch nicht geschätzt, weswegen ich noch keinen Zeitpunkt kommunizieren kann. Jedenfalls frühestens in einem Monat mit dem Erscheinen von Firefox 81 und Firefox ESR 78.3, da ich nach Fertigstellung von Version 6.0 wieder einen Release-Plan anstrebe, der ca. deckungsgleich mit dem von Firefox ist.
DAS Hauptfeature für Linux-User hast Du vergessen: Endlich VA-API-Hardwaredecoding für Videos! =)
MOZ_X11_EGL=1 in /etc/environment eintragen, dann die weiteren Schritte hier: https://wiki.archlinux.org/index.php/Firefox#Hardware_video_acceleration
WebRender muss auch aktiviert sein. Funktioniert bei mir mit VP9, H.264 und H.265, bei anderen je nach abgedeckten Codecs der GPU.
Zu HTTPS Only habe ich eine Frage:
Bedeutet das, dass das Add-on HTTPS Everywhere obsolet wird?
Danke
Deine Erklärung zeigt ja, wieso ich es nicht "vergessen" habe: WebRender ist auf Linux standardmäßig grundsätzlich noch deaktiviert und eine Umgebungsvariable muss auch gesetzt werden und dann sind immer noch weitere Schritte notwendig. Für Linux-Nutzer ist das sicherlich aufregend und spannend, aber für eine Erwähnung im Artikel ist das dann vielleicht doch wenigstens ein Schritt zu viel. 😉
HTTPS Everywhere basiert auf einer Liste, um zu entscheiden, ob ein Upgrade stattfindet oder nicht. Wobei es, glaube ich, auch eine Option gibt, um das für alle Anfragen zu erzwingen. Die Funktionalität in Firefox führt jedenfalls automatisch ein Upgrade aller Anfragen durch, inklusive aller Sub-Ressourcen. Beides zu verwenden dürfte so oder so überflüssig sein.
@Sören: Das kann ja noch Jahre dauern mit WebRender und den Bugs in einigen Grafiktreibern, wenn’s überhaupt je Standard werden sollte. Für moderne Grafikchips läuft das schon seit 1-2 Jahren geschmeidig und da fügt sich jetzt auch VA-API für X.org- und Wayland ein. Das Feature hinter der kleinen Konfiguration in ner Stable zu verstecken, ist so gut wie es breit auszurollen, in Linux-Verhältnissen. Und daher das absolute Leuchtturmfeature für Firefox unter Linux so weit dieses Jahr.
Danke für die schnelle Antwort.
Sehe es auch so, dass beides zu verwenden nicht sinnvoll ist.
Hallo Sören,
macht Firefox dieses HTTPS Upgrade standardmäßig, oder nur in dem forcierten HTTPS-only Modus?
Das glaube ich nicht, dass das noch Jahre dauern wird. WebRender soll ja flächendeckend ausgerollt werden, damit man nicht so viele verschiedene Grafik-Backends hat, die man pflegen muss. Für einige Nightly- und teilweise sogar Beta-Konfigurationen ist WebRender unter Linux sogar bereits standardmäßig aktiviert:
https://wiki.mozilla.org/Platform/GFX/WebRender_Where#Linux
Nur, wenn dieser Modus aktiviert wird. Ansonsten würden ja einige Websites nicht mehr funktionieren. So erstrebenswert es auch ist, nur noch HTTPS zu haben, ganz sind wir noch nicht an diesem Punkt. Laut Firefox-Telemetrie finden 83 Prozent aller Anfragen über HTTPS statt. Das ist schon eine ganze Menge, aber noch deutlich zu wenig, um dieses Verhalten als Standard festzulegen.
Servus,
ist Dir was bekannt, dass am Durchreichen von Single-Sign-On (Kerberos Authentifizierung) gebastelt wurde? Seit dem Update auf 80 funktioniert das hier im Intranet nicht mehr. Wir hatten bislang den Parameter "network.negotiate-auth.trusted-uris" in about:config gesetzt (also die Domain dort eingetragen die diese Anwendung bereitstellt), was vollkommen ausreichend war.
Seit dem Update brauchts wieder die manuelle Anmeldung.
Gruß
Jürgen
Hallo,
dazu weiß ich leider nichts und habe auch keine Möglichkeit, das zu testen. Ich kann höchstens das Mozilla-Tool mozregression empfehlen, um die Änderung zu finden, welche das Problem verursacht hat:
https://mozilla.github.io/mozregression/
Wenn man weiß, welche Änderung Schuld ist, kann man daraus in vielen Fällen ableiten, ob es eine beabsichtigte Änderung war oder ob es einen Fehler gibt, und kann dann darauf basierend ggfs. einen Fehler an Mozilla melden.
Ich nutze Firefox Browser in der Version 70.0 und alles läuft einwandfrei und flüssig. Wieso soll man nun unbedingt auf die aktuelle Version updaten? Weshalb?
Hältst du Sicherheit nur für einen Spaß? Ansonsten verstehe ich deine Frage nicht. Du kannst doch nicht allen Ernstes einen Browser mit bekannten und teils schwerwiegenden Sicherheitslücken einsetzen, von denen teilweise sogar bekannt ist, dass diese aktiv ausgenutzt werden… Insofern entspricht "läuft einwandfrei" definitiv nicht der Wahrheit, das ist das Gegenteil von einwandfrei. Davon abgesehen ist auch Webkompatibilität als Grund eigentlich ziemlich offensichtlich. Je länger du einen veralteten Browser einsetzt, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit für Probleme auf Websites. Es gibt noch deutlich mehr Gründe, aber bereits der erste macht es alternativlos, einen aktuellen Browser einzusetzen, darum braucht man gar nicht groß weiter zu argumentieren…