Mozilla veröffentlicht Firefox 48 mit zahlreichen Neuerungen
Mozilla hat am gestrigen Tag Firefox 48 mit einigen wichtigen Neuerungen veröffentlicht. Dieser Artikel fasst die relevantesten Verbesserungen der neuen Version von Firefox für den Desktop zusammen.
Download Mozilla Firefox 48.0 für Microsoft Windows, Apple macOS und Linux
Mehr Sicherheit für Firefox-Nutzer
Geschlossene Sicherheitslücken
Zwischen Firefox 47 und Firefox 48 lagen acht Wochen, entsprechend lang fällt die Liste der geschlossenen Sicherheitslücken dieses Mal aus. Insgesamt 23 Sicherheitslücken hat Mozilla in Firefox 48 geschlossen, von denen Mozilla drei als besonders kritisch einstuft. Alleine aus Gründen der Sicherheit sei daher für alle Firefox-Nutzer ein Update auf Version 48 dringend angeraten.
Signaturpflicht für Add-ons
Zum Schutz seiner Nutzer hat Mozilla eine Signaturpflicht für Add-ons in Firefox eingeführt, welche seit Firefox 43 standardmäßig aktiviert ist, bisher über eine versteckte Einstellung allerdings deaktiviert werden konnte. Die Einstellung zur Deaktivierung dieser Sicherheitsmaßnahme entfällt mit Firefox 48. Wer sich seine Add-ons über die Mozilla-Webseite (addons.mozilla.org) herunterlädt, muss sich im Normalfall keine Gedanken machen, die darüber erhältlichen Add-ons sind üblicherweise signiert.
Verbesserter Download-Schutz
Mozilla hat den Download-Schutz in Firefox 48 verbessert und blockiert standardmäßig nicht mehr nur schädliche Downloads, sondern warnt auch vor potentiell unerwünschten sowie ungewöhnlichen Downloads. Dazu erhält der Nutzer mehr Kontrolle als bisher, was die Optionen des sogenannten SafeBrowsing-Schutzes betrifft. Die Verbesserungen des Download-Schutzes wurden in einem eigenen Artikel ausführlich beschrieben.
In Rust geschriebener MP4-Parser
Rust ist nicht nur die Programmiersprache, in welcher Mozillas kommende Rendering-Engine Servo entwickelt wird, nach und nach ersetzt Mozilla einzelne Komponenten von Firefox, welche bisher in C++ geschrieben sind, durch Rust-Code. Einer der Vorteile von Rust ist, dass Rust einen Großteil von Speicherfehlern bereits auf Compiler-Ebene verhindert, was in Rust geschriebenen Code weniger anfällig für Abstürze und Sicherheitsprobleme macht als vergleichbarer Code, welcher in C++ geschrieben ist. Ab Firefox 48 ist der Medien-Parser für MP4-Dateien auf allen Desktop-Plattformen in Rust implementiert.
Multiprozess-Firefox für die Hälfte der Firefox-Nutzer
Was lange währt, wird endlich gut: die Multiprozess-Architektur stellt den größten Umbau in der Geschichte des Mozilla-Browsers dar. Vereinfacht beschrieben soll durch die Trennung von Browser- und Content-Prozess die Stabilität, Reaktionsfreudigkeit und auf mittelfristige Sicht auch die Sicherheit von Firefox verbessert werden.
Bislang erreicht die Multiprozess-Architektur lediglich Nutzer ohne aktive Add-ons, keine Nutzer von a11y-Werkzeugen oder Geräten mit Touchscreen, keine Nutzer von Firefox in einer Sprache, in welcher von rechts nach links geschrieben wird, sowie keine Nutzer von Windows XP oder Apple OS X 10.6 bis 10.8. Und auch von der übrig gebliebenen Zielgruppe wird derzeit nur etwa ein Prozent erreicht. In circa zwei Wochen sollen dann fünf Prozent dieser Zielgruppe erreicht werden und in drei Wochen schließlich die vollen 100 Prozent – aber nach wie vor innerhalb dieser Einschränkungen, womit die Multiprozess-Architektur innerhalb der nächsten Wochen also gut die Hälfte aller Firefox-Nutzer erreichen wird.
Ob die Multiprozess-Architektur aktiviert ist, lässt sich über die Seite about:support im Feld „Fenster mit mehreren Prozessen“ überprüfen.
Neues Erweiterungs-System: WebExtensions
Firefox 48 ist die erste Version mit offizieller Unterstützung für den neuen Erweiterungs-Typ der sogenannten WebExtensions. Während die bisherigen Erweiterungs-Systeme (XUL-Erweiterungen, SDK basierte Add-ons) weiterhin funktionieren, sind WebExtensions ab sofort der bevorzugte Standard für die Entwicklung von Firefox-Erweiterungen.
Vorteile von WebExtensions sind die garantierte Kompatibilität mit der neuen Multiprozess-Architektur von Firefox, besseres Sandboxing und damit mehr Sicherheit sowie eine teilweise API-Kompatibilität mit Chrome und Opera, was es einfacher macht, browserübergreifende Add-ons zu entwickeln, ohne dass groß Anpassungen notwendig wären. Die WebExtensions stehen natürlich noch am Anfang, die Möglichkeiten werden in den kommenden Monaten weiter zunehmen.
Entwicklern sei das Mozilla-Tool web-ext für die Entwicklung von WebExtensions ans Herz gelegt. Ebenfalls hilfreich für Entwickler von Erweiterungen ist, dass about:debugging nun das Neuladen von Erweiterungen per Schaltfläche erlaubt, ohne dass nach Änderungen eine neue Version geladen werden muss.
Neues Design für Adressleisten-Vorschläge
Eine der auffälligsten Neuerungen von Firefox 48 ist das neue Design für Vorschläge in der Adressleiste. Das neue Design erstreckt sich über die volle Fensterbreite, ist durch die einzeilige Darstellung kompakter als bisher und zeigt standardmäßig nun bis zu zehn statt nur sechs Seiten ohne zu scrollen an.
Empfohlene Add-ons im Add-on Manager überarbeitet
Im Add-on Manager von Firefox gibt es einen Bereich, der sich „Add-ons suchen“ nennt. Über diese optisch bisher überladene und nicht sehr ansprechende Seite werden ein paar Add-ons vorgestellt, welche von dort aus installiert werden können.
Für Firefox 48 wurde dieser Bereich komplett überarbeitet. Die neue Ansicht ist deutlich vereinfacht. Aber nicht nur optisch erstrahlt dieser Bereich in einem ganz neuen Glanz, er ist nun auch funktionaler: Wenn eine vorgeschlagene Erweiterung bereits installiert ist, kann man dies direkt sehen. Die Installation erfordert nur noch einen einzigen Klick, die Standard-Prozedur der Mozilla-Webseite entfällt komplett, das jeweilige Add-on ist nach dem Klick also sofort installiert. Statt die Namen der jeweiligen Add-ons in den Vordergrund zu rücken, wird hier stärker die Funktion des jeweiligen Add-ons hervorgehoben. Und nach der Installation erscheint ein gut sichtbarer Hinweis, welcher auf die zum Add-on gehörende Schaltfläche hinweist, die durch das installierte Add-on neu dazu gekommen ist.
Firefox Hello 1.4, letzte Version mit Firefox Hello
Natürlich ist in Firefox 48 auch wieder die Version von Firefox Hello vorinstalliert, welche zuletzt für Nutzer von Firefox 47 verteilt worden ist. Firefox Hello 1.4 bringt eine verbesserte Verbindungs-Stabilität sowie eine Anzeige innerhalb des Text-Chats, wenn der Gesprächspartner die Konversation betritt oder verlässt.
Mit Firefox 49 wird das Kapitel Firefox Hello allerdings Geschichte sein, denn Mozilla entfernt Firefox Hello aus Firefox.
Neue Startseite für private Fenster
Private Fenster öffnen ab Firefox 48 mit einer optisch überarbeiteten Startseite.
Neuerungen für Webentwickler
Firebug-Integration
Firebug hatte vor einigen Jahren das Leben für Webentwickler sehr viel angenehmer gemacht, als Browser noch nicht mit umfangreichen Entwickler-Werkzeugen ausgestattet waren. Mittlerweile gehören Werkzeuge für Webentwickler zum Standard-Repertoire jedes nennenswerten Browsers. Vieles, was Firebug bereits seit langer Zeit anbietet, ist mittlerweile direkt in Firefox integriert. Aus diesem Grund hat sich das Firebug-Team dazu entschlossen, die Entwickler-Werkzeuge von Firefox zu erweitern, statt in Konkurrenz mit den mittlerweile hervorragenden Entwickler-Werkzeugen von Firefox zu treten.
Ganz in diesem Sinne besitzt Firefox ab sofort das aus Firebug bekannte DOM-Panel. Und um den Umstieg für bisherige Firebug-Nutzer noch einfacher zu gestalten, wurde sogar das Firebug-Theme implementiert, womit Firefox-Nutzer nun die Auswahl zwischen drei verschiedenen Themes für die Entwickler-Werkzeuge haben.
Speicher-Werkzeug erlaubt Bearbeiten und Löschen von Cookies, Local Storage etc.
Die Entwicklerwerkzeuge von Firefox besitzen bereits seit längerer Zeit eine Funktion zum Betrachten von Inhalten diverser Speicher wie Cookies, Local Storage oder Indexed DB. Ab Firefox 48 ist es möglich, die Inhalte hierüber auch zu bearbeiten oder zu löschen.
Leichteres Bewegen von positionierten Elementen
Die Entwickler-Werkzeuge von Firefox 48 haben eine neue Funktion erhalten, um absolut, relativ oder fest positionierte Elemente per Drag and Drop direkt auf der Webseite zu verschieben.
Anfrage-Antworten direkt in der Webkonsole betrachten
Die Antworten zu Netzwerk-Anfragen lassen sich nun direkt in der Webkonsole betrachten, ohne dass in den Netzwerk-Monitor gewechselt werden muss.
Tree-Map-Ansicht in Speicherverbrauch-Werkzeug
Auch das Werkzeug für den Speicherverbrauch hat eine nennenswerte Neuerung mit der neuen Tree-Map-Ansicht erhalten.
Sonstige Neuerungen für Webentwickler
Die alte Fehlerkonsole, welche bereits vor sehr langer Zeit durch die Browserkonsole ersetzt worden ist, steht nicht länger zur Verfügung. Der Netzwerk-Monitor besitzt einen neuen Filter für WebSocket-Verbindungen. In den Suchergebnissen des Inspektors kann nun per Shift + Enter zurück navigiert werden. Bei der Autovervollständigung von CSS-Eigenschaften verhält sich Firefox ab sofort schlauer: so ist nicht mehr automatisch das erste Ergebnis vorselektiert, stattdessen erhalten häufig verwendete Eigenschaften den Vorzug. Beim Bearbeiten von CSS im Regeln-Panel ist das Eingabefeld bei Bedarf nun mehrzeilig, falls der Inhalt nicht in eine Zeile passt, was eine Bearbeitung einfacher macht.
Verbesserungen der Webplattform
In Firefox 48 hat Mozilla zahlreiche WebRTC-Verbesserungen implementiert. Linux-Nutzer dürfen sich dank Unterstützung des Skia-Backends über eine bessere Canvas-Performance freuen. Auf Windows 7-Systemen ohne Plattform-Update kann nun D3D11 WARP zur WebGL-Beschleunigung genutzt werden. Die Web Crypto-API steht nun auch in Workern zur Verfügung. Die WebRuntime (WebRT, nicht zu verwechseln mit WebRTC) wird nicht länger unterstützt. Neu dazu gekommen ist unter anderem die Element.animate-API für flüssige Animationen. Weitere Neuerungen bezüglich der Unterstützung von Webstandards lassen sich hier nachlesen.
Sonstige Neuerungen von Firefox 48
Die unsortierten Lesezeichen heißen nicht länger „Unsortierte Lesezeichen“, sondern „Weitere Lesezeichen“. Das Verlassen der Leseansicht führt nicht länger zu einem Neuladen der Webseite vom Netzwerk, sondern lädt die Seite stattdessen aus dem Cache, was performanter ist. In den Einstellungen erleichtern Favicons bei den gespeicherten Logins, den Überblick zu behalten. Auf Webseiten mit RC4-Verschlüsselung ist es nicht länger möglich, die Sicherheits-Warnung zu ignorieren. Dazu kommen wie in jedem Feature-Release diverse Bugfixes und kleinere Verbesserungen an Komponenten wie dem PDF-Betrachter.
Letzte Version für Nutzer von OS X 10.6-10.8 sowie älterer CPUs
Für Nutzer des Apple-Betriebssystems OS X in den veralteten Versionen 10.6 (Snow Leopard), 10.7 (Lion) sowie 10.8 (Mountain Lion) wird Firefox 48 die allerletzte Firefox-Version sein. Firefox 49 setzt mindestens OS X 10.9 (Mavericks) voraus. Aktuell wird in Kürze macOS 10.12 (Sierra) sein.
Ebenfalls die letzte Firefox-Version ist Firefox 48 für Windows-Systeme, welche mit einer CPU ohne SSE2-Befehlssatzerweiterung betrieben werden. Bislang hatte Firefox nicht einmal SSE vorausgesetzt.
In beiden Fällen gilt, dass Firefox nicht nur keine Updates mehr erhalten wird, Firefox wird ab Version 49 auf entsprechenden Systemen nicht einmal mehr starten.
Die Voraussetzung von SSE2 finde ich interessant. Werde mal ein paar Benchmarks mit 48.0/49.0 auf Windows ausführen um den Performanceunterschied zu messen.
Könnte mir aber auch vorstellen, dass das für SIMD.js gebraucht wird.
Hallo,
die beschriebende Signaturpflicht für AddOns kann man immer noch über about:config ausschalten. Ist das so richtig oder ändert sich da noch etwas in der nächsten Version
Wallo
Existiert nur die Einstellung in Firefox 48 noch über about:config oder funktioniert diese auch noch? 😉
schöner beitrag!
Wer später mal auf diese Seite kommt und nach einem Link für die unsignierte Builds sucht; bitteschön https://wiki.mozilla.org/Add-ons/Extension_Signing#Unbranded_Builds