Context Graph: Mozilla arbeitet an Empfehlungssystem für Firefox
Mozilla arbeitet an einem neuartigen Empfehlungssystem für Firefox, wie es das bislang in noch keinem Browser gibt. Das Projekt hört auf den Namen Context Graph.
Nick Nguyen, seines Zeichens Vice President, Firefox Product Strategy, hat in einem aktuellen Blog-Beitrag ein neues Projekt vorgestellt, an welchem Mozilla arbeitet, den sogenannten Context Graph.
Die Idee des Context Graph ist es, den Nutzern dabei zu helfen, passende Inhalte zu finden statt nur zu liefern, was Nutzer explizit anfordern. Nguyen vergleicht dies mit der Zurück-Schaltfläche, welche in heutigen Browsern prominent dargestellt wird, bloß in die andere Richtung, als eine Art bessere Vorwärts-Schaltfläche. Wenn ein Nutzer beispielsweise etwas über die Reparatur von Fahrrädern lerne, könne das Empfehlungssystem dabei helfen, basierend darauf, wie andere Nutzer diese Aufgabe gelöst hätten.
Das erste Feature des Context Graph ist der sogenannte Activity Stream, der dem einen oder anderen Leser dieses Blogs bereits bekannt sein dürfte, denn dieser ist als eines von drei Experimenten über das Test Pilot-Programm als Add-on erhältlich. Bislang stellt der Activity Stream nur dar, wo Nutzer bereits gewesen sind, in Zukunft soll der Activity Stream aber auch Empfehlungen für Seiten geben, welche der Nutzer noch nicht besucht hat. Der Activity Stream soll außerdem nicht nur für den Desktop zur Verfügung stehen, sondern auch für Android und iOS.
Für die Empfehlungen selbst ist eine Empfehlungs-Engine notwendig, welche wiederum aus vier Teilen besteht: Fathom, Heatmap, Ingestion sowie Miracle.
Fathom analysiert Webseiten auf einer strukturellen Ebene und beantwortet Fragen wie, was der Titel der Seite ist, ob es sich bei einem Link um einen Link handelt, um die nächste Seite aufzurufen, ob ein Element ein Kommentar-Formular ist, ob es Kommentare auf der Webseite gibt usw. Durch ein besseres Verständnis der unterschiedlichen Teile einer Webseite könne das Verständnis darüber verbessert werden, wie ein Nutzer mit der Webseite interagiert. Fathom soll aber nicht nur für die Empfehlungs-Engine nützlich sein, sondern unabhängig davon in Firefox integriert werden, um Entwicklern von Add-ons neue Möglichkeiten zu eröffnen, mit Webseiten zu arbeiten.
Bei Heatmap dreht es sich um das Verständnis darum, wie der Nutzer mit einer Webseite interagiert, und die Chronik um entsprechende Informationen zu erweitern. Wenn ein Nutzer eine Webseite besucht und zwei Sekunden später die Zurück-Schaltfläche drückt, hätte dies eine völlig andere Bedeutung als wenn ein Nutzer eine Webseite besucht, auf der Webseite scrollt, etwas in ein Formular eintippt und die Seite als Lesezeichen hinzufügt.
Ingestion nimmt die Chronik eines Nutzers – auf freiwilliger Basis! -, filtert problematische URLs heraus, anonymisiert die Daten und sendet diese schließlich an einen Server, wo die aggregierten Daten schließlich analysiert werden. Der Nutzer kann seine Daten zu jedem Zeitpunkt vom Server löschen.
Und schließlich soll Miracle alle Daten für die Empfehlungs-Engine zusammenbringen.
Nguyen betont, dass der Nutzer weiterhin die volle Kontrolle über seine Daten habe. Man wolle beweisen, dass ein solches Empfehlungssystem möglich sei, ohne die Privatsphäre und das Vertrauen der Nutzer zu verletzen. Nguyen sagt auch, dass man ähnlich wie bei der Veröffentlichung von Firefox 1.0 im Jahr 2004 nicht vorab garantieren könne, dass man mit dem Context Graph erfolgreich sein wird. Aber Mozilla existiere, um für das Web, seine Nutzer und neue Ideen zu kämpfen, von denen man sich viel verspricht. Der Context Graph sei die perfekte Herausforderung für Firefox, weil der Context Graph eine Herausforderung sei, welcher sich sonst niemand stellen würde.
Wow, ich bin echt gespannt was daraus wird. Das hört sich echt nützlich an, damit könnte ich Google News endlich aufgeben… den Activity Stream hatte ich vor ein paar Tagen mal getestet, war aber (noch) zu uninteressant.
Bitte sobald das Empfehlungsystem davon in Nightly/Aurora oder als Testpilot-Programm verfügbar ist Bescheid sagen, ich will sowas unbedingt als einer der Ersten testen (für mich und mozilla natürlich^^).
Das klingt klasse. Auch wenn es erst mal "klein" losgeht, wenn man es zu Ende denkt: Es wird viel darüber geredet, was eine Alternative zu Google sein könnte. Und wie kann man überhaupt die Infrastruktur haben, um so was zu starten.
Ich denke, solch ein Crowd-sourced basiertes Empfehlungssystem (mit Datenschutz, Opt-In und Opt-Out) geht in die richtige Richtung.
Schließlich surft (crawlt) jede von uns das Netz, liest (parst) Artikel. Jetzt hier noch die Indexierung draufzusetzen, klingt wie ein logischer Schritt.