12 Reaktionen

Alle Unterschiede zwischen Firefox 52 und Firefox ESR 52

Geschätzte Lesedauer:

Mozilla wird kommende Woche Firefox 52 veröffentlichen. Firefox 52 wird gleichzeitig die neue Basis für Firefox ESR sein, die Firefox-Version mit Langzeitunterstützung. Während Firefox 52 und Firefox ESR 52 grundsätzlich identisch sind, gibt es doch einige wichtige Unterschiede zwischen beiden Versionen.

Mozilla wird am 7. März 2017 Firefox 52 und Firefox ESR 52 veröffentlichen. Nutzer von Firefox ESR 45 haben ab dann noch 14 Wochen Zeit, ehe sie mit Erscheinen von Firefox 54 und Firefox ESR 52.2 am 13. Juni 2017 automatisch auf Firefox ESR 52 migriert werden. Wie schon Firefox ESR 45 unterscheidet sich auch Firefox ESR 52 von seinem Mainstream-Pendant, dieses Mal gar in einigen Aspekten.

Firefox ESR 52: standardmäßig keine Service Workers

Service Workers gehören zweifelsohne zu den Webstandards, welche in Zukunft aus vielen modernen Webapplikationen nicht mehr wegzudenken sein werden. Firefox unterstützt Service Workers seit Version 44. Schon in Firefox ESR 45 waren Service Workers aufgrund damals zu erwartender Spezifikations- und Implementierungsänderungen standardmäßig deaktiviert. Und auch in Firefox ESR 52 wird es den Service Workers wieder so ergehen. Grund sind dieses Mal große architektonische Änderungen innerhalb von Firefox, welche notwendig sind, um mehrere Content-Prozesse für die Multiprozess-Architektur Electrolysis, kurz: e10s, zu unterstützen. Dies macht es zu schwierig, zu einem späteren Zeitpunkt Fixes der Mainstream-Version für die ESR-Version zu portieren.

Zur Aktivierung in Firefox ESR 52 müssen die folgenden Schalter über about:config auf true geschaltet werden:

dom.serviceWorkers.enabled
dom.serviceWorkers.openWindow.enabled

Firefox ESR 52: standardmäßig keine Push-Benachrichtigungen

Ebenfalls werden Push-Benachrichtigungen in Firefox ESR 52 standardmäßig deaktiviert sein, da diese Service Workers als technische Voraussetzung haben.

Zur Aktivierung in Firefox ESR 52 muss der folgende Schalter über about:config auf true geschaltet werden:

dom.push.enabled

Firefox ESR 52: standardmäßig kein WebAssembly (wasm)

WebAssembly, oder kurz: wasm, ist ein neues Binärformat für das Web. Ähnlich wie bei Mozillas asm.js oder Googles PNaCl handelt es sich dabei um das Resultat kompilierten Codes und soll die Performance von Webanwendungen auf eine neue Ebene heben. Mozilla führt die Unterstützung mit Firefox 52 erstmals offiziell ein. Für Firefox ESR 52 kommt die standardmäßige Aktivierung allerdings noch zu früh, da Anpassungen an die Spezifikation in darauffolgenden Firefox-Versionen erwartet werden und Firefox ESR ein Jahr lang auf die Anpassungen warten müsste.

Zur Aktivierung in Firefox ESR 52 muss der folgende Schalter über about:config auf true geschaltet werden:

javascript.options.wasm

Für weniger Nutzer in Firefox ESR 52: Multiprozess-Architektur

Mozilla rollt die Multiprozess-Architektur Electrolysis (e10s) seit Firefox 48 für immer mehr Nutzer aus. Gegenüber Firefox 50 wurden auch in Firefox 51 und in Firefox 52 jeweils wieder die Kriterien gelockert, so dass die Multiprozess-Architektur für weitere Nutzer aktiviert ist. Für Firefox ESR 52 gelten dabei allerdings nicht die Kriterien der Ausrollung von Firefox 52, sondern stattdessen die von Firefox 50. Einzige Ausnahme: Nutzer der russischen Firefox-Version werden in Firefox ESR 52 nicht von der Nutzung der Multiprozess-Unterstützung ausgeschlossen (diese Restriktion wurde ursprünglich in Firefox 51 aufgehoben).

Im Klartext bedeutet dies, dass die Multiprozess-Architektur in Firefox ESR 52 für zahlreiche Nutzer nicht aktiviert sein wird, für die sie es in der Mainstream-Version von Firefox 52 ist. So werden seit Firefox 51 etwa 770 weitere Add-ons gemeinsam mit der Multiprozess-Architektur unterstützt, in Firefox 52 kommen noch einmal weitere Add-ons dazu. Unter anderem wurde auch Tab Mix Plus von der Blacklist entfernt, welches bisher trotz Markierung des Entwicklers als kompatibel nicht gemeinsam mit der Multiprozess-Architektur genutzt werden konnte. Außerdem ist Firefox auf Linux in Sprachen, in denen von rechts nach links geschrieben wird, ab Firefox 52 gemeinsam mit e10s nutzbar, nicht aber mit Firefox ESR 52.

Zur Aktivierung in Firefox ESR 52 müssen die Kriterien der Multiprozess-Architektur für Firefox 50 erfüllt werden. Das bedeutet: Add-ons dürfen nur verwendet werden, welche entweder WebExtensions sind oder von ihrem jeweiligen Entwickler explizit als kompatibel markiert worden sind. Weitere Ausschlusskriterien sind: die Verwendung von Windows XP als Betriebssystem, von Screenreadern oder anderen a11y-Werkzeugen, von Geräten mit Touchscreen sowie von Firefox auf Linux in einer Sprache, in welcher von rechts nach links geschrieben wird.

Nur in Firefox ESR 52: standardmäßige Unterstützung von NPAPI-Plugins

NPAPI-Plugins wie Microsoft Silverlight und Oracle Java sind schlecht für die Stabilität und Sicherheit des Browsers. Praktisch alles, was sich früher exklusiv per NPAPI-Plugin umsetzen ließ, ist mittlerweile auch mittels HTML und entsprechender JavaScript-APIs umsetzbar.

Mozilla hat in der Mainstream-Version von Firefox 52 die standardmäßige Unterstützung für sämtliche NPAPI-Plugins  eingestellt – mit Ausnahme des Adobe Flash Players. Die ESR-Version von Firefox 52 erlaubt weiterhin im Auslieferungszustand die Nutzung sämtlicher NPAPI-Plugins.

Zur Deaktivierung in Firefox ESR 52 muss der folgende Schalter über about:config auf false geschaltet werden:

plugin.load_flash_only

Die Einstellung existiert auch in der Mainstream-Version von Firefox 52, muss dort allerdings von Hand angelegt werden. Eine Änderung der Einstellung erfordert einen Neustart des Browsers. Ab Firefox 53 gibt es auch keine optionale Unterstützung mehr.

Achtung: Die 64-Bit-Version von Firefox für Windows unterstützt außerdem grundsätzlich nur den Adobe Flash Player sowie Microsoft Silverlight als NPAPI-Plugins, auch mit aktivierter Plugin-Unterstützung. Daran hat sich nichts geändert.

Nur in Firefox ESR 52: deaktivierbare Signaturpflicht für Add-ons

Zum Schutz seiner Nutzer hat Mozilla eine Signaturpflicht für Add-ons in Firefox eingeführt, welche seit Firefox 43 standardmäßig aktiviert ist. Diese kann nur in Nightly-Builds sowie in der Developer Edition von Firefox deaktiviert werden, nicht in Beta- oder finalen Versionen. Die ESR-Version von Firefox 52 erlaubt auch in der finalen Ausführung die Deaktivierung der Signaturpflicht.

Zur Deaktivierung in Firefox ESR 52 muss der folgende Schalter über about:config auf false geschaltet werden:

xpinstall.signatures.required

Achtung: Es ist aus Sicherheitsgründen nicht empfohlen, die Signaturpflicht für Erweiterungen zu deaktivieren. Wer seine Erweiterungen ausschließlich über addons.mozilla.org bezieht, findet außerdem in der Regel sowieso ausschließlich signierte Erweiterungen vor.

Firefox ESR 52: finale Ausfahrt für Nutzer von Windows XP

Eine weitere Besonderheit von Firefox ESR 52 ist, dass Nutzer von Windows XP automatisch von der Mainstream- auf die ESR-Variante von Firefox 52 migriert werden. Darüber erhalten entsprechende Nutzer noch Sicherheitsupdates bis September 2017. Firefox 53 wird auf Systemen mit Windows XP nicht einmal mehr starten.

Für neuere Versionen von Firefox müssen Nutzer von Windows XP ihr Betriebssystem aktualisieren.

Unabhängige Berichterstattung unterstützen.

Unterstütze wirklich unabhängige und Fakten-basierte Berichterstattung zu Mozilla, welche nicht das Ziel hat, Schlagzeilen zu produzieren, sondern objektiv zu informieren.

Dieser Artikel wurde von Sören Hentzschel verfasst.

Sören Hentzschel ist Webentwickler aus Salzburg. Auf soeren-hentzschel.at informiert er umfassend über Neuigkeiten zu Mozilla. Außerdem ist er Betreiber von camp-firefox.de, der ersten Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum für Firefox-Probleme aller Art. Weitere Projekte sind firefox.agenedia.com, firefoxosdevices.org sowie sozone.de.

12 Kommentare - bis jetzt!

Eigenen Kommentar verfassen
  1. Tom
    schrieb am :

    Danke, hatte ich leider schon zuvor selber recherchiert. Wäre mir etwas "Arbeit" erspart geblieben hätte ich damit gewartet und später hier gelesen.

  2. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Hättest du mal was gesagt. Der Artikel war schon länger geplant, ich hatte absichtlich bis kurz vor Veröffentlichung von Firefox 52 gewartet. Die Infos hätte ich schon eher bereitstellen können. 😉

  3. Marcel
    schrieb am :

    Es gab soweit ich weiß eine Änderung. Die 770 Addons wurden anscheinend wieder entfernt von der Whitelist für v51 und v52, siehe https://wiki.mozilla.org/Firefox/Channels/Meetings/2017-03-07#Add-ons .

    Hatte mich heute morgen gewundert warum mit v52 e10s wieder deaktiviert wurde… wobei mich das sowieso etwas wundert, da auf dem System (auf dem ich das getestet habe) gar keine Addons installiert sind (bis auf die System-Addons).

    Naja, das nur als kleine Info.

  4. Sven
    schrieb am :

    Hallo,

    es wird auch ein Firefox 52.0 ESR angeboten mit dem Zusatz "sha-1".

    In diesem Build wird dann wahrscheinlich SHA-1 noch erlaubt sein, oder?

  5. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Dafür gibt es eine Einstellung in Firefox (per about:config), dazu bräuchte es keine eigenen Builds. Das dürfte sich auf das Zertifikat beziehen, mit welchem der Installer signiert ist, und für Nutzer alter Betriebssysteme wie Windows XP relevant sein.

  6. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    @Marcel:

    Es gab soweit ich weiß eine Änderung. Die 770 Addons wurden anscheinend wieder entfernt von der Whitelist für v51 und v52, siehe https://wiki.mozilla.org/Firefox/Channels/Meetings/2017-03-07#Add-ons .

    Hatte mich heute morgen gewundert warum mit v52 e10s wieder deaktiviert wurde… wobei mich das sowieso etwas wundert, da auf dem System (auf dem ich das getestet habe) gar keine Addons installiert sind (bis auf die System-Addons).

    Naja, das nur als kleine Info.

    Hatte vergessen, auf diesen Kommentar zu antworten. So wie ich das sehe, wird diese Änderung erst noch durchgeführt und ist noch nicht in Kraft getreten. Das sollte bei dir also einen anderen Grund haben. Add-ons sind ja auch nicht das einzige Kriterium. Was steht denn auf about:support als Grund für die Deaktivierung?

  7. Fritz
    schrieb am :

    Du schriebst:

    "Zur Deaktivierung in Firefox ESR 52 muss der folgende Schalter über about:config auf false geschaltet werden:

    plugin.load_flash_only

    Die Einstellung existiert auch in der Mainstream-Version von Firefox 52, muss dort allerdings von Hand angelegt werden."

    Na, also zumindest bei mir gibt es diesen Eintrag nicht (Firefox 52.0.2 (32 Bit)). Dann muss ich mir wohl die ESR-Variante runterladen, denn mir fehlt ganz besonders das Adobe Reader-Plugin. Der doofe eingebaute PDF-Viewer taugt nichts. Ich muss oft im Netz Recherchen durchführen. Dabei muss ich vor allem PDFs durchsuchen. Leider hat der built-in Reader keine Suchfunktion.

  8. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Na, also zumindest bei mir gibt es diesen Eintrag nicht (Firefox 52.0.2 (32 Bit)).

    Du hast den entscheidenden Part doch sogar selbst zitiert: der Schalter muss von Hand angelegt werden.

    Der doofe eingebaute PDF-Viewer taugt nichts.

    Bitte sachlich bleiben. Die allermeisten PDF-Dokumente können damit einwandfrei betrachtet werden.

    Dabei muss ich vor allem PDFs durchsuchen. Leider hat der built-in Reader keine Suchfunktion.

    Natürlich hat die in Firefox integrierte PDF-Funktion die Möglichkeit einer Textsuche. Ich habe diese Funktion selbst schon unzählige Male genutzt.

  9. Fritz
    schrieb am :

    Ich verstehe. Wenn du "hinzugefügt" statt "angelegt" geschrieben hättest, hätte ich es verstanden. Das liegt aber wohl an meiner Beschränktheit. ?

     

    Bzgl. der Suchfunktion des PDF-Viewers bin ich jetzt doch ziemlich interessiert. Wie komme ich da ran? Ich habe sie (gerade gestern noch mal geschaut) nicht gefunden. Liegt aber vielleicht auch an meiner Beschränktheit. ?

     

    Ich finde übrigens, dass "doof" nicht unsachlich ist…

  10. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Natürlich ist es unsachlich, etwas als doof zu bezeichnen, ohne Argumente dafür zu liefern, und zu sagen, dass etwas nichts taugt. De facto geht es kaum unsachlicher.

    Die Suche funktioniert genauso wie auf jeder Webseite: Strg + F, Bearbeiten → Suche oder man zieht sich das Suchen-Symbol in das Menü oder eine der Symbolleisten.

  11. Fritz
    schrieb am :

    Ich kann das gerade nicht ausprobieren. Daher im Moment nur so viel: "doof" ist ein ganz normales Wort, welches ausdrückt, dass etwas negativ ist. Insofern per se in keinster Weise unsachlich, nein. "Beschissen" oder ähnliche Wörter sind natürlich unsachlich, klar. Außerdem habe ich meine Aussage begründet. Vielleicht hat sich der Grund nun als falsch herausgestellt (wofür ich dir sehr dankbar wäre), aber das ist ja unerheblich. ?

  12. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Natürlich ist "doof" eines normales Wort. Das entscheidet allerdings genauso wenig über Sachlichkeit wie der Umstand, ob man Fäkalsprache ("beschissen") wählt oder eine gepflegtere Wortwahl. Sachlichkeit bezieht sich vor allem auf den Inhalt der Aussage. Selbst, wenn der PDF-Betrachter keine Suchfunktion hätte (die er aber hat), wäre es unsachlich zu sagen, dass er nichts taugt. Zumal dieser ja die meisten PDF-Dateien einwandfrei darstellt – was die primäre Aufgabe eines PDF-Betrachters ist.

Und jetzt du! Deine Meinung?

Erforderliche Felder sind mit einem Asterisk (*) gekennzeichnet. Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
  1. Nach Absenden des Kommentar-Formulars erfolgt eine Verarbeitung der von Ihnen eingegebenen personenbezogenen Daten durch den datenschutzrechtlich Verantwortlichen zum Zweck der Bearbeitung Ihrer Anfrage auf Grundlage Ihrer durch das Absenden des Formulars erteilten Einwilligung.
    Weitere Informationen