Thunderbird 0.1 bis Australis – Das Thunderbird-Design im Wandel der Zeit
Gut zehn Monate nach der ersten öffentlichen Version von Firefox, damals noch unter dem Namen Phoenix, hat Mozilla die erste öffentliche Version eines E-Mail-Clients veröffentlicht, welchen wir unter dem Namen Thunderbird kennen. Heute vor genau neun Jahren hat Thunderbird 0.1 das Licht der Welt erblickt. Wie schon bei Firefox blickt auch die Benutzeroberfläche von Thunderbird auf viele Veränderungen zurück. Anlässlich des Geburtstages des Donnervogels lade ich zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Dieser Artikel ist das Thunderbird-Pendant zu Phoenix 0.1 bis Australis – Das Firefox-Design im Wandel der Zeit.
Wieder beschränken sich die Vergleiche auf die primäre Benutzeroberfläche mit jeweils selben Inhalten, um den Artikel so übersichtlich wie möglich zu gestalten. Änderungen der Benutzeroberfläche an anderen Stellen oder neue Features von Thunderbird sind nicht Teil dieser Retrospektive.
Zur Referenz gibt es auch hier wieder zu allererst ein Bild der Mail-Komponente von der Mozilla Application Suite, in diesem Fall von Version 1.4, welche zum Zeitpunkt des Erscheinens von Thunderbird 0.1 gerade aktuell war.
2003: Thunderbird 0.1 bis Thunderbird 0.4
Am 28. Juli 2003 hat Mozilla nicht nur Firebird 0.6.1, welchen wir heute als Firefox kennen, veröffentlicht, sondern mit Thunderbird 0.1 auch die erste öffentliche Version eines E-Mail-Clients. Auffällig: Ähnlichkeiten gab es nicht nur beim Namen, auch die Logos waren identisch, mit dem Unterschied, dass der rote Vogel des Browsers beim Thunderbird blau war. Während der grundsätzliche Aufbau dem der Mozilla Application Suite entspricht, sind vor allem die Programm-Icons der Haupttoolbar eine ganze Ecke moderner, wenn auch vielleicht ein wenig überdimensioniert.
Am 03. September 2003 erschien dann Thunderbird 0.2, unter anderem mit ein paar überarbeiteten Icons in der Haupttoolbar und einem neuen Info-Dialog. Thunderbird 0.3, veröffentlicht am 15. Oktober 2003, sah grundsätzlich genauso aus, bloß die Icons in der Haupttoolbar sind näher zusammengerückt.
Am 05. Dezember 2003 erschien dann Thunderbird 0.4. Wieder mit neuen Icons, aber dieses mal wurde die komplette Haupttoolbar mit neuen Icons ausgestattet und nicht nur die, sondern auch die Icons in der Ordner-Ansicht auf der linken Seite sowie in der Auflistung der Nachrichten. Deren Icons wurden bis dahin nahezu unverändert aus der Mozilla Application Suite übernommen. Zeit wurde es. 😉
2004: Thunderbird 0.5 bis Thunderbird 1.0
Mit Thunderbird 0.5, welcher am 09. Februar 2004 erschienen ist, gab es optisch keinen nennenswerten Unterschied. Den gab es dann allerdings am 03. Mai 2004 mit dem Erscheinen von Thunderbird 0.6. Denn mit dieser Version hat Thunderbird das neue Logo erhalten, welches heute noch in ähnlicher Form verwendet wird. Auch das auffällige Symbol in oberen rechten Ecke, welches als Aktivitätsanzeige fungiert, wurde ersetzt und zeigt nun zu einem Kreis angeordnete Punkte.
Keine nennenswerte Unterschiede gibt es für Thunderbird 0.7, am 16. Juni 2004 erschienen, zu verkünden. Die gibt es wieder am 14. September 2004, als Thunderbird in Version 0.8 erschienen ist. Denn in dieser Version wurde das Suchfeld optisch überarbeitet. Platzsparender, rechts angeordnet, Beschriftung im Feld, kein Button mehr, nur um das Feld zu leeren.
Nennenswerte optische Verbesserungen wurden in Version 0.9 vom 03. November 2004 dann wieder ausgelassen, ehe am 07. Dezember 2004 es endlich soweit war – die finale Version von Thunderbird 1.0 ist erschienen. Für diese Version gab es noch einmal ein paar überarbeitete Icons, die aus der Haupttoolbar wurden zudem in der Größe reduziert. Als Trennsymbol zwischen Icon-Gruppen kommt anstelle eines größeren Abstandes nun eine Trennlinie zum Einsatz.
2006 – 2007: Thunderbird 1.5 bis Thunderbird 2.0
Nachdem die Versionsnummer 1.0 erreicht worden war, wurden natürlich auch die Zeitsprünge zwischen den Versionen größer. So hat es über ein Jahr, nämlich bis zum 11. Januar 2006 gedauert, bis Thunderbird 1.5 das Licht der Welt erblickt hat. Optisch hat sich so viel aber nicht getan. Der Hauptunterschied ist im Prinzip die bessere Harmonie zwischen linker Spalte mit der Ordneransicht und der Hauptspalte.
Größere Änderungen gab es dann erst über ein weiteres Jahr später, nämlich am 18. April 2007, dem Tag des Erscheinens von Thunderbird 2.0. Das Suchfeld wurde in die Haupttoolbar verlegt, das Filter-Dropdown aus der Standard-Ansicht entfernt und das Throbber-Icon in die Menüleiste verschoben. Auf diese Weise wurde ein wenig Platz geschafft, so dass die Auflistung der E-Mails weiter oben beginnt als zuvor. Außerdem wurde es wieder Zeit für neue Icons und die Haupttoolbar zeigt standardmäßig kein Stopp-Icon mehr, dafür eines für Tags und jeweils eines für eine E-Mail vorwärts beziehungsweise zurück. Desweiteren lässt sich ab dieser Version in der Ordneransicht zwischen verschiedenen Darstellungen (Alle Ordner, Ungelesene Ordner, Favoriten-Ordner, Aktuelle Ordner) wechseln.
2009 – 2010: Thunderbird 3.0 bis Thunderbird 3.1
Nach mehr als 1 1/2 Jahren, nämlich am 08. Dezember 2009, hat Mozilla Thunderbird 3.0 veröffentlicht. Die bedeutendste Veränderung der Benutzeroberfläche: Es gibt nun ähnlich wie in Firefox auch in Thunderbird Tabs. Eine meiner Meinung nach keine sehr gute Wahl fiel auf das neue Iconset, welches in meinen Augen wenig bis gar nichts hermacht. Das Fehlen der horizontalen Trennlinie zwischen Menüleiste und Haupttoolbar sowie die Tatsache, dass sich die Beschriftungen in der Haupttoolbar nun neben und nicht länger unter den Icons befinden, womit diese weniger Platz einnehmen, zumindest gefallen. Standardmäßig werden außerdem deutlich weniger Icons angezeigt; Vorwärts und Zurück wurden direkt wieder verbannt und die Icons, welche zur jeweiligen Mail gehören befinden sich nun im Bereich überhalb der E-Mail-Anzeige, welche optisch ebenfalls überarbeitet wurde – teilweise mit, teilweise ohne Icons. Das Suchfeld ist in der Breite deutlich gewachsen und hat ein relativ unpassendes Icon zum Leeren des Suchfeldes erhalten. Die wohl schönste optische Veränderung in Thunderbird 3.0 ist im Übrigen das Logo. Dieses wurde im Detail überarbeitet und ist jenes, welches heute noch verwendet wird.
Am 24. Juni 2010 ist dann auch schon Thunderbird 3.1 erschienen. Grundsätzlich wurde das Design beibehalten, durch die Einführung einer neuen Schnellfilterleiste hat Thunderbird seit dem allerdings – nicht ganz unverwirrend – zwei Suchfelder. Das eigentliche Suchfeld wurde optisch auch wieder ein wenig verändert, die Buttons in der E-Mail-Ansicht haben nun alle Icons. Die in Thunderbird 3.0 zu klein geratenen Pfeile zum Wechseln der Ordner-Darstellung wurden in Thunderbird 3.1 dafür umso überdimensionierter.
2011: Thunderbird 5.0 bis Thunderbird 9.0
Ein Jahr später, am 28. Juni 2011, ist dann Thunderbird 5.0 erschienen – unter Windows mit Aero-Oberfläche ein Design, welches diesen Namen nicht wirklich verdient. Das Design ist eine Baustelle. Wie für Firefox hat Mozilla auch für Thunderbird das Rapid Release-Modell eingeführt, womit es fixe Termine für neue Versionen gibt, was wohl der Grund dafür ist, dass ein unfertiges Design ausgeliefert wurde. Meiner Meinung nach hätte man einen Teil der Änderungen vor dem Release wieder rausnehmen müssen und ausschließlich in der Entwicklerversion behalten. Die Oberfläche zeigt viel zu viel leere Glas-Fläche, Menü und Buttons in der Haupttoolbar sind kaum lesbar, linke Spalte und Hauptspalte harmonieren kein bisschen miteinander. Immerhin schön: Die Auswahl von Ordnern beziehungsweise E-Mails hat den Windows-Style, was sehr gut aussieht. Und auch die Buttons in der E-Mail-Ansicht wurden optisch verändert, dort sieht es zumindest okay aus. Die Icons dort sind im Übrigen nun alle monochrom und nicht länger bunt.
Rapid Release bedeutet neue Versionen alle sechs Wochen. Und so ging es am 16. August 2011 mit Thunderbird 6.0 weiter, große Änderungen gab es natürlich noch nicht. Immerhin: Menü und Haupttoolbar-Buttons sind deutlich besser lesbar als vorher. Keine nennenswerten Unterschiede gab es mit Thunderbird 7.0 vom 27. September 2011.
Am 08. November 2011 erschien dann auch schon Thunderbird 8.0, wieder nicht unbedingt ein positiver Schritt nach vorne. Die Auswahl der Ordneransicht ist nicht länger über die primäre Benutzeroberfläche möglich, dadurch dockt die linke Spalte direkt an den Tab an, was optisch gar nicht harmoniert. Der wirklich sehr ansehnliche Farbverlauf aus der Schnellfilterleiste wurde durch ein langweiliges Grau ersetzt, die Icons dort sowie in den Titeln der Spalten der E-Mail-Ansicht monochromfarben und der Abstand zwischen Suchfeld und Fensterrand ist verschwunden, was nicht wirklich schön anzusehen ist. Thunderbird 9.0 vom 20. Dezember 2011 sieht prinzipiell identisch aus, die Auswahlfarbe für Ordner beziehungsweise E-Mails wurde nur etwas dunkler.
2012 – heute: Thunderbird 10.0 bis Thunderbird 15.0
Schließlich erschien am 31. Januar 2012 Thunderbird 10.0, dort wurde der Abstand der Suchleiste sowie ein paar andere unpassende Abstände korrigiert. Der 13. März 2012 war mit dem Erscheinen von Thunderbird 11.0 dann der Tag, seit welchem das Design von Thunderbird endlich wieder als Design bezeichnet werden kann! Das Menü befindet sich jetzt genauso wie die Haupttoolbar samt Buttons unterhalb der Tabs auf einem Hintergrund, welcher eine gute Lesbarkeit gewährleistet und einen großen Teil der leeren Glasfläche eliminiert. Auch linke Spalte und Hauptspalte passen nun und beißen sich nicht länger. Die Aktivitätsanzeige rechts oben ist komplett verschwunden. Das Design im Ganzen wurde wieder ein einheitliches und passendes Bild. Nennenswerte Unterschiede in Thunderbird 12.0 vom 24. April 2012 gibt es nicht zu nennen, ebenso nicht in Thunderbird 13.0, welcher am 05. Juni 2012 erschienen ist.
Am 17. Juli 2012 ist dann Thunderbird 14.0 erschienen. Hier hat sich die Farbe der Haupttoolbar leicht verändert, ansonsten gibt es für diese Version keine besondere optische Veränderung zu nennnen. Dafür gibt es umso größere Änderungen in Thunderbird 15.0, welcher voraussichtlich am 28. August 2012 erscheinen wird. Ab dieser Version hat Thunderbird runde Tabs und auch der Style der Buttons in der Haupttoolbar wurde stark verändert, was in meinen Augen beides sehr schön anzusehen ist.
Ein Ausblick in die Zukunft
Für den 09. Oktober 2012 wird Thunderbird 16.0 erwartet, hier gibt es wieder nicht so viel zu nennen, nur die Auswahlfarbe für Ordner beziehungsweise E-Mails hat sich wieder ein wenig geändert.
Eine weitere nennenswerte Änderung gibt es dann mit Thunderbird 17.0, geplant für den 20. November 2012. Dort verschwindet dann der Titel aus der Titelleiste und die Tabs werden direkt in die Titelleiste gezeichnet.
Und wie könnte Thunderbird in Zukunft aussehen? Das zeigt folgendes Mockup. Auffälligkeiten: Menübutton in der Haupttoolbar, Schnellfilterleiste in diese integriert, nur noch ein Suchfeld, neue Icons, diese ohne Beschriftung. Was davon wir wann in welcher Form sehen werden und was nicht, wird die Zukunft zeigen.
Und nun noch einmal alle Versionen im direkten Vergleich
Zur optimalen Ansicht wird empfohlen, die Qualität auf HD zu stellen und in den Vollbildmodus zu schalten.
Und was ist eure Meinung zur Entwicklung des Thunderbird-Designs?
Ich hab T-Bird noch nie mit dem Original-Theme betrieben (Firefox auch nicht) – das ist mir zuviel:
„Soll so aussehen, als obs zum OS prima paßt:“
Was soll das? Wer z.B. einen Browserhaben will, der „prima“ integriert ist – bittsehr, den gibt es längst, er heißt IE…
Sicher hat MS auch iwas, mit dem man E-Mails, das ist sicher auch prima „angepaßt“.
Wo geht es in dem Artikel denn explizit um die Integration in das Betriebssystem?
Errata
Ein wunderschöner, liebevoller Artikel von Dir Sören. Danke für die detailreiche, geschichtliche Abfolge (wie bei Firefox) 😉
Der Ausschluß der esr-Versionen ist sicherlich ein Versehen. 😉 😉 😉
Die ESR-Versionen sind ja alle Version 10, die sehen doch alle gleich aus. 😉
Aber danke. 🙂
Lustig, ich hätte jetzt erwartet, dass am Anfang ein gelber Vogel mit Zacken als Symbol hergehalten hätte, zumindest suggeriere ich das, wenn ich an einen „Donnervogel“ denke (jaja, pokémon-vernebelt 😉 ).
Ich finde das „Brieftauben“-Logo, so wie es heute ist, klasse, gefällt mir mittlerweile mehr als z.B. das aktuelle Feuerfuchs-Logo (an dieser Stelle ein R.I.P. in Richtung Sunbird). Thunderbird sah am Anfang des Aero UIs schon echt skurril aus, kann mir garnicht vorstellen, dass jemand sowas bei der Qualitätskontrolle durchgewunken hat 😀
Für mich sieht die 3.1 Version recht solide aus, auch 11.0 gefällt mir, danach sehe ich aber eher einen Rückschritt, der Verlauf bei den Tabs sieht (speziell im Fenster-Modus) nicht aus, abgerundete Tabs sind für mich gewöhnungsbedürftig. Bei 17 sieht der Pfeil rechts oben arg deplatziert aus.
Monochrome Icons finde ich übrigens klasse, zeitloser geht’s gar nicht.
Auch hier kann ich sagen, dass das Australis Mockup wieder klasse aussieht, hier gefallen mir die abgerundeten Tabs, das milchige statt Aero sieht auch gut aus (oder ist das einfach mit Aero deaktiviert 😀 ).
Für Thunderbird kann der Australis-Refresh garnicht früh genug kommen 😉
Wieder ein toller Artikel, Danke dafür.
Was ist das eigentlich für ein Hintergrundbild, der indonesische Firefox? 😉
Im Hintergrund zu sehen ist Foxkeh, ein von Mozilla Japan geschaffenes Maskottchen. 😉
http://sonyrootkit.deviantart.com/art/Foxkeh-Wallpaper-152136818
Als Logo hätte man auch etwas anderes erwarten können anstelle eines blauen oder gelben Vogels, wenn man mal überlegt, dass die Inspiration für Mozillas Produktnamen bei amerikanischen Autos liegen soll. 😀
Firebird -> Pontiac
Sunbird -> Pontiac
Thunderbird -> Ford
Camino -> Chevrolet
Keine Ahnung, wieviel da wirklich dran ist, das habe ich von der englischen Wikipedia. 😉 Mozilla mag wohl solche Doppeldeutigkeiten. Vögel oder Autos. Wie mit Firefox. Fuchs oder Roter Panda. 🙂
Ah Danke, das indonesische Firefox-Maskottchen heißt übrigens Kumi.
Interessante Trivia mit den Autos, hab ich bis jetzt noch nie gehört. Als ich das mit dem roten Panda das erste Mal gehört habe war ich auch verwundert, ein bisschen Mystery um ein Produkt ist wohl gar nicht schlecht 🙂
Ich finde die Tier-Icons von Mozilla ja alle klasse, macht das ganze irgendwie sympathischer als son öder Kompass oder nen Buchstabe 😀
Bitte nicht die Tabs in die Titelleiste legen und dafür den Titel wegeben. Oder wenigstens optional machen. Ich hasse diesen Designirrweg. Man kann Fenster nicht mehr anständig anfassen und verschieben und es wirkt extrem zusammengepresst. Mochte ich schon bei Chrome nicht und noch weniger bei meinem Mail-Programm.
Das wird optional sein, der dazugehörige Schalter heißt mail.tabs.drawInTitlebar. 😉