Intern: Wie entsteht eigentlich ein Release-Artikel zu Firefox?
Die Release-Artikel zu Firefox auf diesem Blog sind die wohl umfassendsten im deutschsprachigen Raum, wahrscheinlich sogar darüber hinaus. Doch wie entstehen diese eigentlich? Wie viel Aufwand steckt dahinter? Mit diesem Artikel möchte ich einen kleinen Einblick hinter die Kulissen gewähren.
Normalerweise erscheinen auf diesem Blog immer mit oder kurz nach dem Release einer neuen Version ausführliche Artikel über die Neuerungen von Firefox. An dieser Stelle möchte ich einen Einblick in meine Arbeit geben.
Die Basis für meine Artikel bildet Mercurial, das von Mozilla verwendete Versionskontrollsystem. Jede Änderung am Mozilla-Code wird darüber eingecheckt, damit sind alle Änderungen online dokumentiert. Das für Firefox entscheidende Repository ist mozilla-central. Bei durchschnittlich mindestens zwei Seiten zu je 60 Changesets pro Tag ergeben sich daraus in einem Zeitraum von sechs Wochen mindestens 3500 Änderungen, wenn man von etwa zwei Dritteln als Zahl unterschiedlicher Bugs ausgeht. Auf diese Zahl komme ich auch in etwa, wenn ich die Anzahl der Bugzilla-Seiten in meiner Chronik für sechs Wochen zähle. Bei Bugzilla handelt es sich um den Bugtracker von Mozilla, die entsprechenden Bug-Nummern sind im Repository immer verlinkt.
Für jeden einzelnen dieser Artikel muss ich also eine vierstellige Anzahl an Änderungen durchgehen, was konkret heißt, die entsprechenden Bugs aufrufen, die Beschreibung überfliegen und bewerten, ob die Änderung relevant ist. Spoiler: Die meisten Änderungen sind absolut uninteressant für die Artikel, da es sich bei den meisten Änderungen um interne Änderungen handelt, Änderung bedeutet längst nicht gleich neues Feature. Erschwerend kommt hinzu, dass mozilla-central nicht nur die Änderungen von Firefox, sondern auch von Firefox Mobile und Firefox OS beinhaltet sowie der Gecko-Engine. Fun Fact: Die Informationen über die Neuerungen von Firefox Mobile entstehen damit quasi als Abfallprodukt aus der Recherche für den Desktop-Firefox. Was die Qualität dieser Artikel natürlich nicht schmälern soll, ganz im Gegenteil. Dadurch, dass diese Artikel denselben Prozess durchlaufen, stehen diese ihren Desktop-Pendants in nichts nach.
Was passiert nun, wenn ich eine Änderung als relevant befunden habe? Die Änderung wird inklusive Bug-Nummer in einem Textdokument festgehalten. Für die unterschiedlichen Produkte (Firefox, Firefox Mobile, Firefox OS, Thunderbird) existieren verschiedene Dokumente. In diesen Dokumenten werden alle notierten Änderungen außerdem einer Kategorie zugeordnet, so dass in den Artikeln später beisammen steht, was zusammen gehört. So werden Änderungen an der Benutzeroberfläche gruppiert oder Neuerungen an den Entwickler-Werkzeugen. Für Thunderbird kommt außerdem noch ein weiteres Repository dazu, nämlich comm-central. Die Anzahl an Änderungen hält sich hier stark in Grenzen und beläuft sich im Schnitt auf weniger als eine Hand voll pro Tag, wobei man nicht vergessen darf, dass sich Thunderbird die selbe Plattform mit Firefox teilt und einige Dinge aus mozilla-central damit auch für Thunderbird relevant sind. Und um es nicht zu einfach zu machen, muss auch hier noch gefiltert werden, denn comm-central listet auch noch Änderungen für SeaMonkey und Lightning.
Ist dies abgeschlossen gehe ich diverse englischsprachige Blog-Artikel zu Neuerungen durch, welche ich mir in den sechs Wochen als Lesezeichen gespeichert habe. Manche davon helfen, Neuerungen zu verstehen, manche stellen Neuerungen auch einfach gut dar und helfen dabei, eine Idee vom zukünftigen Artikel zu erhalten.
Die nächste Phase ist es dann, alle notierten Änderungen zu testen. In meinen Release-Artikeln gibt es kein einziges Wort, welches nicht zuvor von mir überprüft worden ist. Für die Erstellung der Artikel bedeutet das, dass die neuste Version und die Vorgängerversion parallel gestartet werden und jede einzelne Änderung verifiziert wird. Was nicht bestätigt werden kann, fliegt aus dem Dokument. Dazu wird in dieser Phase noch einmal ein halbes bis ganzes Dutzend kleinerer Änderungen aus dem Dokument gestrichen, weil diese Änderungen in der Gesamtheit des Artikels als nicht mehr ganz so relevant befunden werden.
Dann erst geht es an das Formulieren des Artikels. Der geschriebene Text, der später tausende Leser erfreut, macht tatsächlich nur den allerkleinsten Teil der Arbeit aus. Sobald der Text geschrieben ist, folgt die Aufnahme und Einarbeitung von Screenshots. Das ist dann der Punkt, an welchem ich genervt bin und einfach nur noch veröffentlichen möchte. 😉 Aber dies gehört dazu, genauso wie hinterher alles noch mindestens einmal, besser zweimal durchzulesen und Fehler zu korrigieren, dann den Artikel zu veröffentlichen und über die sozialen Kanäle zu verbreiten.
Wie lange dauert die Erstellung dieser Artikel also insgesamt? Das ist schwer pauschal zu beantworten, das ist unterschiedlich. Man kann aber festhalten, dass ein einziger dieser Artikel mindestens zwei komplette und unbezahlte (!) Arbeitstage, also mindestens 16 Stunden, dauert. Tendenz höher. Interner Tipp: Die richtige Musik dabei zu hören ist elementar wichtig!
Die berechtigte Frage ist natürlich: Wieso mache ich mir diese Arbeit? Wieso tippe ich nicht einfach ab, was in den Release Notes steht? Dann ist der Artikel in spätestens zwei Stunden geschrieben. Klar. Kann ich machen. Aber da denk ich mir dann, dass ich es gleich sein lassen kann. Von diesen Artikeln gibt es im Web bereits genug, da braucht es meine auch nicht mehr. Ich möchte mich auch in Zukunft qualitativ deutlich vom Rest abheben und wenn es dann zu solchen Verzögerungen wie aktuell kommt, weil mir das reale Leben nicht immer die Zeit lässt, die ich hierfür benötige, ist mir das immer noch lieber als an der Art meiner Artikel etwas zu ändern. Und ich hoffe, dass dies auch im Interesse meiner Leser ist, wenn sie auch manchmal etwas länger warten müssen, was mir Leid tut. Sollte jemand eine andere Meinung dazu haben, bin ich für einen Dialog in den Kommentaren natürlich offen. 🙂
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Respekt! Dass du wirklich alle einzelnen Check-Ins durchgehst, hätte ich nicht erwartet. Hatte halt vermutet du hörst über Twitter, Bugzilla und einige weitere Ecken alles mögliche und fasst das dann zusammen.
Das es auch mal etwas länger dauert kann man dir bei einem privaten Blog und dieser Arbeit wohl schlecht übel nehmen ;).
Auch von mir ein dickes „thums up“. Ich kann zwar nicht für die Allgemeinheit sprechen, bin aber zuversichtlich, dass die meisten es in Kauf nehmen, auch mal etwas zu warten, und dafür mit einem individuellen Beitrag und wirklich interessanten Informationen versorgt und belohnt zu werden.
Auch von mir: volle Anerkennung und tiefsten Respekt. Ich verfolge auch einige Projekte per Versionsverwaltung, aber mozilla-central?!? Ich kann mir vorstellen, was das bedeutet und bedanke mich hiermit für die geleistete Arbeit und die sehr interessanten Artikel!
Die Qualität deiner Artikel hebt sich wohltuend von dem mit heißer Nadel gestricken Geschreibsel in so manch anderem Blog ab. Dass du da so viel Arbeit reinsteckst, hätte ich allerdings nicht gedacht! Aber es lohnt sich, die Release-Artikel sind für mich schon lange eine Information, auf die ich nur ungern verzichten würde.
Deine Artikel sind wirklich von sehr hoher Qualität und bieten viel, was man woanders nicht liest. Ich würde mich freuen, wenn dies beibehalten wird 🙂 Nimm dir ruhig etwas mehr Zeit, Oberflächen-Infos will sowieso keiner lesen 🙂
Hallo Sören,
auch von mir bekommst Du ein dickes, kräftiges Lob für Deine soziale Arbeit und sehr hohen Respekt. Sozial ist Deine Arbeit auf jeden Fall, weil Du damit sehr vielen Menschen hilfst, im sozialen – wenn auch nur virtuellen – Geschehen aktiv sein zu können. Dafür wirst Du nicht finanziell bezahlt, dafür jedoch mit Achtung und Anerkennung.
Schläfst Du eigentlich „zwischendurch“ auch mal oder hast Du Dein Bett schon verkauft? Kennen Deine Freunde und guten Bekannten Dich noch?
Einen lieben und humorvollen Gruß
von Gerhard
Lese ich die Artikel von Sören Hentzschel weil ich Firefox benutze,
oder benutze ich den Firefox weil ich die Artikel von Sören Hentzschel lese? 😉
Ich bin dir auf jeden Fall sehr dankbar für jeden Artikel. Jeder einzelne wird verschlungen!
Lieber Sören, auch von mir ein Dank für deine stängige Mühe mit deinen Artikeln.
kleine Anregung: Auch wenn ich Firefox intensiv nutze, so nehme ich auch manchmal Opera (so wie jetzt) und bekomme hier oben immer die Nachricht „Du benutzt eine nicht ganz aktuelle Version (12.16) des Browsers Opera…“ Die Version ist aber durchaus noch aktuell und wird noch mit Sicherheitsupdates versorgt.
Man merkt auf jeden Fall, dass dort eine Menge Arbeit drinsteckt. Ich finde dein Blog ist ein riesiger Pluspunkt für Firefox im deutschsprachigen Raum und hoffe, dass es hier noch lange weitergeht! 🙂
Auch von mir ein großes Danke! Früher habe ich meine Informationen rund um Mozilla von Heise, Golem und ZDNet zusammengesammelt, hier kriege ich alles auf einen Blick. Bleib ruhig am Ball. 😉
Wow!
So vel Arbeit! Unglaublich, vielen Dank dafür.
Hab mir auch mal fürher Gedanken gemacht wie und wo du die Infos hast, hab aber nicht geglaubt was ich damals dachte: Dass du alles nacheinander durchsichten musst.
Ist eigentlich schämlich von Mozilla dass niemand vom Quali-Team (gibts das?) einen englischen Artikel schreibt dessen Umfang mindestens so gross ist wie deiner.
Auch von mir ein Dankeschön! Rufe Deine Seite regelmässig auf, und die Artikel sind wirklich gut .)
Hallo Soeren,
ich hätte auch nicht gedacht, dass hinter Deinen – zugegeben sehr informativen und umfassenden Artikeln – so viel Arbeit steckt. Auf jeden Fall möchte ich Dir ein großes Danke aussprechen, da hochqualitative non-copy-paste Texte eher die Seltenheit sind und man bei Dir sehr umfassend zur Mozillawelt informiert wird 🙂
Auch von mir vielen Dank für deine tolle Arbeit 🙂
Ganz großes Kino. Ich ziehe meinen Hut! Mach bitte weiter so. Dein Blog ist für mich DIE zentrale Anlaufstelle zu allem rund um Mozilla. Eigentlich müssten die Dich ein-/anstellen. Nochmals danke!
wow, so viele nette Worte, ich bin ganz begeistert. Ich wusste schon immer, dass ich die tollsten Leser habe. ♥
Nun bin ich auch schon eine geraume Zeit ein Leser Deiner Seite…und finde sie einfach Klasse.
Deine Mühe nenn ich echte journalistische Arbeit!…Da können sich viele andere sogenannte Journalisten mal eine Scheibe abschneiden.
Mach weiter so…Danke!
Dank der sehr guten Artikel ist das hier eindeutig mein Lieblings-blog. Ich hoffe, dass es auch weiterhin so viele und gute Artikel geben wird und dass Mozilla weiterhin Inhalte produzieren wird.
Deshalb auch von mir vielen Dank für deine tolle Arbeit!
Dem letzten Kommentar kann ich nur bestätigen und Sören der Tag hat 24 h woher nimmst du Zeit, du arbeitest auch an andern Projekten und wenn du jeden Tag Artikel schreibst und sie selber prüfst und dazu die Kommentare beantwortest und die viele Hintergrundarbeit für die Projekte wie Soccer, deine Soeren-Hentzschel-Seite und Firefox-Camp woher nimmst du die Zeit dafür, hast du schon mal deine eigenen h gezählt die auch für uns opferst, das dir nicht die Synapsen im Kopf durchschmorren ist echt ein Phänomen und vielen Dank für die Mühe und Std die du für uns opferst und frage mich schläft der Sören auch mal und trotzdem deine Artikel sind mindestens zu 98 % fast fehlerfrei, wie einer das schafft, da rauchen mir schon die Synapsen Wow und wieviel seit der Schulzeit haste dich mit all den Themen beschäftigt und wenn ich in die Archive reinschaue wieviele Arbeitsmonate insgesamt hast für uns Leser investiert repekt 😉 vielen Dank und Lob dafür, ich habe für Opera ein Blog gesucht und nix gescheites außer Chip gefunden und auch dort gibts viele technische Features, nur Firefox bleibt der gute Fuchs es kaum was mit Ihm zu vergleichen, außer deren Nachbauten, nur was ich bei Firefox nicht verstehe die vielen Browsercrash bei Android, Opera mini da hatte ich komischerweiser kein Browsercrash nur ein Parseproblem bei der Installation auf mein Androiden naja kann ich mit leben warte ich auf das nächste Update, dafür gefällt mir bei FF for Android, die gute Addon-Installationsmöglich, während ich bei Google Chrome for Android nur per GoogleAccount die Addons bei Chrome installieren, da ist Mozilla viel offener da brauch ich keine Anmeldung um Addons zu installieren und bei about:config kann zusätzlicher Einstellungen machen, da braucht man eigentlich Fachliteratur um mehr Möglichkeiten per Konfiguration zu nutzen weißt du Sören wo man sowas bekommt vielleicht hat Mozilla sowas FF for Android wäre Klasse und wenn man vielleicht eine Fehleinstellung bei FF unwissentlich gemacht hat, gibts ja oft ne Rückeinstellung per Neuinstallation oder man nutzt den Gastmodus, da sind nur die Grundeinstellungen nur drinn, ich kann während der Gastsitzung meine Einstellungen wie Schriftgröße machen, aber bei Neustart sind wieder die Grundeinstellungen da was ok ist, meine Einstellungen für längere Zeit festlegen tue ich immer bei der Normal Session beim FF for Android!
Gutes Zeit-Management und die Fähigkeit, effizient zu arbeiten, ist die halbe Miete. Das erfordert natürlich eine entsprechende Selbstdisziplin. Und es muss natürlich auch eine gewisse Systematik in der Informationsbeschaffung geben, die Informationen gelangen nicht per Zufall zu mir.
Wichtig ist auch die konstante Informationsbeschaffung. Es würde noch viel mehr Arbeit machen, sich die Informationen zu beschaffen, wenn ich das nicht jeden Tag machen würde. Dann hält sich der tägliche Aufwand auch in gesunden Grenzen.
Nein, denn es dauert so lange, wie es dauert. Darauf hab ich eh keinen Einfluss. Entweder ich lasse mich darauf ein oder ich kann es komplett lassen. Denn mit nur halb so viel Eifer würde ich es ganz lassen, da gibt es dann genug andere Seiten. 😉
Sehr gerne. 😉
Chip ist alles, nur nicht gescheit. Ich werde sehr bald einen Artikel über diese Seite hier auf dem Blog veröffentlichen.
Mir ist keine komplette Sammlung bekannt. Da kommen auch ständig neue Einstellungen dazu, während andere entfernt werden, das wäre permanent zu aktualisieren.